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sven1421

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Freitag, 17. Mai 2013, 23:18

Ok, ich hab in den letzten Wochen hier auch mehr mit Abwesenheit als mit Aktivität geglänzt, daher kann ich dem Autor die längere Pause nicht ganz so übel nehmen... Doch ich freu mich, dass es wieder ein Häppchen Kloster-Bowle zu lesen gibt. :freude:
Pausen sind eben auch nötig, in der Schule wie auch sonst im Leben. Bei mir gibts jetzt zum Beispiel erstmal eine "Alkohol-Pause", denn es geht diesmal erst einmal ganz und gar ohne Feuerzangenbowle weiter beim Abschluß des vierten Tages. ;):
Soso, Abschiedsschmerz macht sich schon breit. Ja, das kenn ich. Aber ich hoffe, du hast dir davon die letzten Stunden nicht betrüben lassen, sondern noch genoßen!?
Von den Genüssen, die der Tag und auch der etwas verlängerte letzte Abend bot, kann man sich wenige Zeilen später gern selbst ein detaillierteres Bild machen. :thumbsup:
Vermutlich wirst du ja anders als Dr. Pfeiffer deine Reisepläne nicht so spontan geändert haben können. Schade eigentlich, dass sowas "im echten Leben" oft nicht drin ist, und wir zu oft an Termine gebunden sind. Urlaubstage, Buchungstage, Arbeitstage... Naja, aber ein bisschen Ordnung muss natürlich auch sein im Leben. (wozu jetzt natürlich der nächste Gedanke überhaupt nicht passt...)
Tja, irgendwo ist man halt an einen Zeitplan gebunden, was im Grunde genommen auch gar nicht so verkehrt ist, auch wenn man hier und da gern mal ein wenig spontaner entscheiden würde. :):
Uiui, die Schüler bringen die gute heile geordnete Welt der Pädagogen auch noch ganz schön durcheinander. Ist ja schon ein bisschen witzig, was für Sorgen und Gedanken sich unsere Urgroßfahren so in Sachen Ethik und Moral gemacht haben. Ich finde zwar längst nicht alles richtig, was heute gesellschaftlich "erlaubt" ist, bin aber doch froh, dass wir ein bisschen mehr Luft und Spielraum haben. - Nur mal so als Randgedanke.
Stimmt, Moral und Ethik unterliegen nunmal einem ständigen zeitlichen Wandel. Umso schöner zu erleben, daß z.B. Händchenhalten mit einem geliebten Menschen, Frisch-Verliebt-Sein oder der erste Kuß auch in unserem sonst so hochtechnisierten Internetzeitalter keineswegs ihren einmaligen unnachahmlichen Reiz verloren haben. :8):
Danke liebe Sven fürs weiterschreiben und mit uns teilen!
Mach ich doch gern, und darum nun auch einmal mehr: Gute Unterhaltung beim Weiterschmökern in meinem Tagebuch! :hi:



TAG 4: 10.01.2013 [Teil 3]


Beim anschließenden Mittagessen, das neben Salzkartoffeln und gekochtem Kürbis mit magerer Fleischeinlage auch einen Nachtisch aus selbstgemachter roter Fruchtgrütze mit Vanillesoße beinhaltet, geben sich zwei ältere Damen - die hier im Kloster der Ikonenmalerei frönen - die Ehre. Sie erscheinen gemeinsam kurz nach mir im Speisesaal und nahezu zeitgleich mit Karin. Letztere hat das vormittägliche Klarschiffmachen in der Kirche scheinbar gut überstanden und kann zudem nunmehr auch mit "klösterkirchlichem Insiderwissen" auftrumpfen. So weiß sie zu berichten, daß die Rückseite des überm Altar von der Decke herabhängenden Kreuzes mit der Darstellung des Gekreuzigten zur Osterzeit kurzerhand umgedreht wird. Wir geraten mal wieder ins Plaudern und bleiben auch nach dem Verspeisen des köstlichen Mittags und dem Abräumen des Tisches noch eine ganze Weile an selbigem sitzen, wobei ich mir ein zweites Gläschen Mineralwasser genehmige, während Karin sich noch einen kleinen Kaffee vom Kaffeeautomaten und einen Keks aus der Teeküche besorgt.


Kreuz über dem Altar in der Klosterkirche


Als wir und dann endlich doch zum Aufbrechen entschließen können, nieselt es draußen bereits wieder recht beachtlich. Einem Hinweis unserer ikonenmalenden "Mitesser" nachgehend, entschließen wir uns daher, erst einmal einen in unserem Gästehaus vorhandenen Meditationsraum zu erkunden. Dabei landen wir im ersten Obergeschoß zunächst einmal in jener - von mir bereits am Ankunftstag in Augenschein genommenen - geräumigen Gästebibliothek, aus welcher sich Karin noch einen Krimischmöker mit auf ihr Zimmer entführt. "Nur ein Tropfen Blut" lautet der vielversprechende Titel. In die engere Auswahl kam für sie zuvor auch "Zyankali zum Nachtisch", wobei ich dazu sogleich augenzwinkernd anmerkte, daß ich irgendwie froh sei, unser letztes gemeinsames Mittagessen doch schon hinter mir zu haben.


Meditationsraum im Dachgeschoß meines Gästehauses


Eine Treppe höher entdecken wir kurz darauf direkt unterm Gästehausdach dann auch den gesuchten Meditationsraum und ein großes, liebevoll eingerichtetes Kinderspielzimmer für die kleineren Klosterbesucher. Nach eingehender Begutachtung beider Räumlichkeiten aber kehren wir wieder ins Erdgeschoß zu unseren Unterkünften zurück und verabreden uns dort für halb zwei zu einem weiteren Spaziergang im Freien.


13:10 Uhr


Jener Ausflug in die Natur führt uns Beide dann einmal mehr bei leichtem Regen, diesmal jedoch mit Karins großem kunterbuntem Regenschirm bewaffnet, anderthalb Stunden querwald- und querfeldein, wobei wir die ganze Zeit über einen regen Gedankenaustausch über alles Mögliche pflegen. Da sind eben zwei Menschen gemeinsam auf dem Weg, die sich zum einen eine Menge zu erzählen haben, sich zum anderen aber vor allem auch gegenseitig gut zuzuhören verstehen.


Waldweg unweit des Klostergeländes


Es stört uns dabei auch herzlich wenig, daß die Pfade, die wir gemeinsam beschreiten, durch das anhaltende Regenwetter zu großem Teil doch aufgeweicht und damit recht unwegsam sind. Ja, selbst den letztendlich reichlich vorhandenen Modder an unseren Schuhen nehmen wir Zwei bei unserem unterhaltsamen Plausch billigend in Kauf.


15:00 Uhr


Wieder zurück im Kloster geben wir uns dann in unseren Zimmern gegenseitig ein paar Minütchen Zeit, um unser verschmutztes Schuhwerk zu reinigen und unsere - teilweise trotz Regenschirm etwas feucht gewordenen Anziehsachen gegen ein paar trockene einzutauschen. Dann aber klopft Karin an meiner Zimmertür, und gemeinsam begeben wir zum Speiseraum im Haupthaus, um dort in aller Gemütlichkeit bei einer Tasse Kaffee beziehungsweise Tee und etwas bereitstehendem Gebäck unsere kurzzeitig unterbrochene Konversation wieder aufzunehmen und zu vertiefen. "Vertiefen" ist dabei genau der richtige Ausdruck, sind wir doch letzten Endes so vertieft, daß wir gar nicht merken, wie schnell um uns Zwei am Tisch Zusammensitzende herum die Zeit voranschreitet. Erst als Schwester Elisabeth aus der Teeküche heraus bereits die ersten Zutaten fürs Abendbrot hereinträgt, wird uns Beiden bewußt, daß während unserer intensiven Unterhaltung wieder fast eineinhalb geradezu wie im Fluge vergangen sind. Und so machen wir uns dann, nachdem wir in der benachbarten Teeküche am Abwaschbecken noch rasch gemeinsam unsere Tassen gespült und abgetrocknet, in der langsam übers Kloster hereinbrechenden Abenddämmerung über den Klosterhof hinweg auf den Weg zurück in unsere Quartiere.


Speiseraumeck im Haupthaus mit Geschirrschrank, Getränkeautomat und Abräumwagen


Dort angekommen, verbleibt mir bis zur klösterlichen Vesper dann noch genau eine Stunde, die ich mit dem Zu-Papier-Bringen meiner Notizen über die vergangenen drei Stunden sowie mit einer kleinen Ruhephase, lang auf dem Bett ausgestreckt, zubringe.


17:30 Uhr


Von der anschließenden Vesper, die zwischen dem feierlichen Einzug der Schwestern und ihrem Auszug dem wohlvertrauten Ablauf folgt, gäbe es an diesem Tage vor allem eines zu berichten - und zwar, daß ich zwischenzeitlich von meinem Sitzplatz aus wieder den Geruch der brennenden Kerzendochte am Altar wahrzunehmen vermochte, was ich auch diesmal natürlich als klares Zeichen meiner, mir durch den langsam zuendegehenden Klosteraufenthalt geschärften Sinne ansehe.


Großer Tisch im Speisesaal des Haupthauses


In Anschluß an den Gottesdienst wartet dann im Haupthaus einmal mehr das letzte Abendmahl auf mich. Aber nicht nur auf mich! Nein, heute ist sogar einmal der große Tisch eingedeckt - was darauf hinweist, daß sich die Gästezahl hier im Kloster seit dem Mittagessen noch einmal deutlich gesteigert zu haben scheint. Und so erscheint kurz nach meinem Eintreffen dann auch schon eine ältere Dame, die sich mir quasi in einem Atemzug als schwerhörig und als Teilnehmerin Teilnehmerin eines am kommenden Tage beginnenden Meditationskurses outet. Es folgen ein neuer Gastpfarrer aus Berlin-Neukölln, die zwei Ikonenmalerinnen vom Mittag und eine weitere, etwas jüngere Dame. Zu guter Letzt gesellt sich dann auch Karin zu uns. Der Herr Pfarrer spricht - stellvertretend für uns alle - das Tischgebet, und dann steht einmal mehr der Genuß von Brot, Butter, Wurst, Käse und Tee auf dem Programm. Gegenseitig reichen wir einander all diese Gaben zu, dazu auch das von Schwester Elisabeth ganz frisch aufgetischte käseüberbackene und mit je einer Scheibe Ananas und Wurst belegte Schwarzbrot zu ... Toast Hawaii ala Kloster Alexanderdorf sozusagen. Am Ende des schlichten wie gleichsam wohlschmeckenden Mahls spricht der Gastpfarrer für uns alle noch ein abschließendes Tischgebet, dann begeben wir uns durch die abendliche Finsternis zurück in unsere Unterkünfte. Auf dem Weg dorthin aber unterbreite ich Karin den Vorschlag, unseren letzten gemeinsamen Abend mit dem Nachholen des an Vortag vertagten Abendspaziergangs zu verbringen. Karin stimmt ohne Umschweife sofort zu, und so vereinbaren wir vor dem Betreten unserer Zimmer ein Aufbrechen in etwa zehn Minuten.


19:00 Uhr


Ich nutze die mir bis dahin verbleibende Zeit, um bei Schwester Beata an der Pforte des Haupthauses noch ganz in Ruhe meine Rechnung zu begleichen und mich bei ihr zugleich für die schönen und erbaulichen Tage wie auch für die mir erneut zuteilgewordene Gastfreundschaft der Klosterschwestern aufs Herzlichste zu bedanken. Und irgendwie liegt spätestens ab diesem Moment die sanfte Melancholie des nahenden Abschieds in der Luft - auch bei dem anschließenden Spaziergang, den Karin unter spontaner Zuhilfenahme ihres Automobils für uns dann kurzerhand in eine Spazierfahrt ortseinwärts umwandelt, wo wir in einem kleinen lauschigen Lokal auf zwei alkoholfreie Bier und zwei Cola einkehren und dabei noch einmal ausgiebig miteinander plauschen. Karin bietet mir gleich eingangs ganz ungezwungen das Du an, und nur allzugern willige ich ein. Waren wir doch spätestens seit unserem ersten Spaziergang am Mittwochnachmittag quasi eh schon auf Du und Du, auch wenn wir im Gespräch miteinander der Form halber noch das "Sie" beibehielten. Der Abend entwickelt sich für uns zum schönen Ausklang einer segensreichen Bekanntschaft, bei der beide Seiten allein durch das Einander-Zuhören-Können unheimlich viel voneinander lernen. Dankbar dafür begeben wir uns nach dem Verlassen jener gastlichen Stätte vor Ort zurück zu Karins Wagen und mittels ihm dann in angemessener Geschwindigkeit wieder zum Klostergelände, wo ich mit meinem Zimmerschlüssel noch rasch das bereits verschlossene Klostereingangstor wiedereröffne, um uns Spätheimkehrern Einlaß zu verschaffen.


Antike Holztruhe auf dem Flur des Gästehauses


Gemeinsam treten Karin und ich schließlich, dem perfekt eingeparkten fahrbaren Untersatz endgültig entstiegen, gemächlichen Schrittes weiterhin leise miteinander plaudernd und scherzend zu unseren Unterkünften, vor denen wir uns dann mit einem festen Händedruck gegenseitig eine Gute Nacht wünschen. Ein frommer Wunsch, der - nachdem ich mein Bett abgedeckt, meine Tagkleidung abgelegt und in einem kleinen Nachtgebet nach Psalm 111 ("Ein Preislied auf die Wundertaten des Herrn") all die lieben Menschen in meinem Umfeld Gottes bewährtem Schutz überantwortet habe, in dieser Nacht wohl recht rasch in Erfüllung gehen dürfte.


22:00 Uhr


Schnell bin ich hernach entschlummert und habe dabei durchaus sehr gut zu schlafen vermocht.


Ende Tag 4

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Claudia (23. Mai 2013, 13:36), Angel (17. Mai 2013, 23:26)

sven1421

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Mittwoch, 29. Mai 2013, 20:01

TAG 5: 11.01.2013 [Teil 1]


Am Morgen meines Abreisetages bin ich dann einmal mehr recht deutlich vorm ersten Glockenspiel wach. Ein wenig bleibe ich noch liegen und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Dann aber erhebe ich mich doch langsam und begebe mich ganz gemächlich zu meinem Schreibtisch, um die Gunst jener frühen Stunde für ein weiteres Vorankommen in der Lektüre meiner dort bereitliegenden Lausbubengeschichte um den Spät-Primaner Hans Pfeiffer zu nutzen.


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 09 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

In ihr trifft sich gerade Eva und ihre vermeintliche Freundin "Lisbeth" alias Hans zu einem nachmittäglichen Stelldichein im Wald und geraten dabei als heimliches Pärchen wenig später in "ein böses Unwetter" - und das, wie man als Leser bald feststellen soll, durchaus im doppelten Sinne. Zunächst jedoch herrscht noch allenthalben Sonnenschein, am Himmel wie auch im Zwischenmenschlichen. Eva legt ihren wuschligen Kopf an Hans' Schulter und kommt auf das zu Ostern anstehende Abitur ihres Oberprimaners zu sprechen sowie auf die damit verbundene Sorge, er würde mit eben diesem in der Tasche rasch das Weite suchen. Hans seinerseits macht sich Gedanken darüber, daß Eva ebenso rasch den ihr von der Mutter zugedachten Professor Crey ehelichen könnte. Direktorentochter Eva versucht, diesen unangenehmen Gedanken hinwegzufegen, indem sie äußert: "Wenn ich später einmal heiraten sollte ... dann müßte das schon ein ganz Besonderer sein. Einer, der mir richtig imponiert, und der zehnmal so klug ist wie ich".
Nun, Hans versucht ihr zu imponieren, erweist sich dabei allerdings letztlich leider doch nur als neunmalklug. Denn im redegewandten Ausbreiten seiner eigenen Klugheit vor ihr bemerkt er dummerweise das über ihm langsam heraufziehende Gewitter gar nicht. Eva macht zu allem Übel auch noch den schwerwiegenden Fehler, in ihrer Unwissenheit den von Hans Pfeiffer mit ins Spiel gebrachten vermeintlichen Namensvetter Dr. Johannes Pfeiffer aus Berlin unbekannterweise abzustempeln als "irgendein kleiner Mann", woraufhin auch gleich das große Donnerwetter über sie hereinbricht - wenn auch zunächst nur rein wettertechnisch.

Eva tritt die Flucht nach vorn an, und läßt Hans samt seinem gekränkten Stolz allein im Regen stehen. Ein nahegelegenes Bauernhaus bietet den Beiden dann schließlich erst einmal Schutz vorm immer stärker werdenden Unwetter draußen ... und mit ihnen schon bald unzähligen Anderen, die von dem plötzlichen Regenguß anscheinend ebenso eiskalt überrascht worden waren. Schnell geht es in der kleinen Hütte dabei so munter zu wie in einem Hühnerstall. Wobei der eitle Gockel Hans auch hier wieder seine altklugen Reden zu schwingen beginnt, während Eva sich in der Rolle als mögliche angehende Glucke geradezu rührend um einen völlig durchnäßten fremdes Jungen kümmert. Kurzum: Kindisch-männliches Imponiergehabe trifft auf kindlich-weibliche Mutterinstinkte.

Es folgt in der Beschreibung des Schriftstellers Spoerl über den Heimweg seiner beiden Hauptfiguren nach dem Ende jener Regenzeit ein kleiner unscheinbarer Satz, der mich unweigerlich an meine letzten beiden Spaziergänge mit Karin erinnert: "Der Wald war in einen Morast verwandelt". Und genau wie wir Zwei, so kämpfen sich auch Eva und Hans tapfer durch die aufgeweichte Natur. Sie treffen sogar auf ein größeres Wasserhindernis, durch welches Hans - ganz Kavalier der alten Schule spielend - Eva kurzerhand auf seinen starken Armen hindurchträgt. Und obwohl ihm das schon auf diesem kurzen Wegabschnitt sichtlich schwerfällt, läßt er sich im Anschluß zu der banalen und dennoch durchaus ernstgemeinten Bemerkung hinreißen: "Eva, ich möchte dich so durchs Leben tragen". Als das von ihm damit direkt angesprochene Direktorentöchterlein ihrem galanten wie auch immer noch nach Luft ringendem "Auf-den-Nehmer" als Antwort lediglich die Wange tätschelt und ihn bittet, sich doch erst einmal auszuruhen, fühlt sich Hans mit seinem Quasi-Heiratsantrag nicht ernst genug genommen. Und so lenkt er - da er eben will, daß sie ihn endlich ernstnimmt - das Gespräch fataler Weise wieder auf sein "Alter Ego" Doktor Johannes Pfeiffer, den achso großen Dichter und Denker in der nicht minder großen Weltstadt Berlin.
Dabei liegt der Fokus nun auf dessen unzähligen allseits bekannten Werken. Eva kennt erfreulicherweise zwar auch einige davon, findet allerdings auch an jedem Einzelnen eine Kleinigkeit auszusetzen. Mehr noch, sie hält den Schriftsteller Dr. Johannes Pfeiffer bei näherer Betrachtung gar für einen bislang unfertigen Menschen, "der noch nicht recht weiß, was er will". Hans hingegen weiß ganz genau, was er will. Und so gibt er in der Folge an, den Autoren mit dem Doktortitel sogar persönlich zu kennen - ja, ihm sogar unheimlich ähnlich zu sehen. Und schließlich platzt die ganze Wahrheit förmlich aus ihm heraus: "Der Johannes Pfeiffer bin ich!". Er setzt sogar noch einen drauf und outet sich als heimlicher Stifter des von Eva gewonnenen Paddelboots.
Natürlich glaubt das Fräulein Knauer ihm kein einziges Wort von alldem und wird sogar recht böse, als er all seine Aussagen mit Schwur und Eid zu untermauern sucht. Hans ist im Gegenzug ebenso erbost darüber, daß Eva ihm keinen Glauben schenken will. Auf beiden Seiten ist man mit einem Schlage zutiefst gekränkt und hat sich nichts mehr zu sagen! Die Zwei laufen den Rest ihres gemeinsamen Heimweges einfach nur noch nebeneinander her, und keiner von ihnen wagt den ersten Schritt zu einer Wiederannäherung. Schlußendlich trennt man sich und geht nahezu wortlos auseinander ... wie leider Gottes so oft im Leben!

Genauso einsam, wie er es verlassen hatte, und dennoch im Grunde genommen noch viel einsamer, kehrt Hans Pfeiffer nach Babenberg zurück. Ohrfeigen könnte er sich für all das, was er an diesem Nachmittag gesagt und getan beziehungsweise was er nicht gesagt und nicht getan hat, und er tut es auch. Selbst in den Hintern treten möchte er sich, scheitert allerdings hierbei an den anatomischen Gegebenheiten des menschlichen Körperbaus.
Zurück im Städtchen trifft er dann seine Mitschüler in deren Stammlokalhinterzimmer beim gemeinschaftlichen Genusse von Bier und Zigaretten. Sie löchern ihn bei seinem arg verspäteten Erscheinen auf ihrer Zusammenkunft mit unangenehm bohrenden Fragen wie "Ist es nett gewesen? ... War sie zärtlich?" und unnötigen, ja geradezu albernen Feststellungen der Art: "Hans hat ein schlechtes Gewissen". Er hingegen eröffnet ihnen, zu allem entschlossen, bierernst: "Ich garantiere, morgen hat jeder sein Mädel. Neben sich auf der Bank". Seine Kameraden begegnen jener völlig unerwarteten Eröffnung ihres Kommilitonen skeptisch und dennoch zugleich vorfreudig erregt. Und so bereitet man sich in der Folge gemeinsam geradezu feierlich ausgelassen zechend, mampfend und johlend auf das vermeintliche geschlechterübergreifende Großereignis des kommenden Tages vor. Dabei schnauzt und bömmelt man sogar, indem man lauthals verkündet: "Aber jäder nor einen wenzigen Schlock" oder "Wat is Bier? Da stelle mer uns janz dumm und sage mer so: Bier ist, wo, wat wemmer keins hat, mer sich eins bestelle muß". Stillschweiger Melworm wird kurzerhand zu einer Rede genötigt, und der kleine Luck zum öffentlichen Vortrag seiner heimlichen Dichtkunst. Letzteres sorgt den angeheiterten Banausen im lokalen Umfeld für grölendes Gelächter und bringt Luck am Ende unbeabsichtigt den zweifelhaften Ruf eines Satirikers ein.

Mit voranschreitender Stunde wächst neben dem Alkohol- auch der Lautstärkepegel des Festgelages. All die schönen alten Studentenlieder, die hier immer wieder die Runde machen, werden inzwischen mehr geschrien als intoniert. Dann aber bricht die Feier mit einem Male jäh ab, denn der Direx betritt unvorhersehbarer Weise das Lokal, aus dem alle mit ihrem dortigen Treiben eine schweren Verstoß gegen die Schulordnung begehenden Schüler noch rechtzeitig flüchten können - alle, mit Ausnahme von Hans Pfeiffer. Dem droht Knauer hieraufhin unverhohlen mit Schulverweis, wenn er nicht auf der Stelle die Namen seiner geflohenen "Saufkumpane" preisgäbe. Hans führt zu Stärkung seiner Position den auf die Schnelle vom unbekannten Berliner Kohlenhändler in die eigene Familie aufgenommenen und mit Einfluß verheißenden Titeln bestückten "Onkel Ministerialdirektor von" Webern ins Feld. Angesichts so vermeintlich hochgradiger Verwandtschaft wandelt der Zeus seine Androhung eines Schulverweises in die doch schon weitaus milder erscheinende Anordnung einer Strafarbeit um, welche Hans am darauffolgenden Nachmittag eigenhändig bei ihm abzuliefern habe.

Der Oberprimaner Pfeiffer erscheint am Folgetag in Schlips und Kragen zum Unterricht. Gemeinsam mit dem Rest seiner Klasse läßt er noch rasch eine Stunde bei Herrn Doktor Brett verstreichen, dann ist es endlich soweit. In geradezu feierlicher Prozession erscheint mit geschlechtsspezifischer Verspätung die Jung-Frauen-Schar der Lyzen, angeführt von deren Direktorin, in den Räumlichkeiten des gymnasialen Physiksaals. Die Mädchen setzen sich, die Direktorin entschwindet, und die Jungs ... nun, die sind mit einem Male ungewohnt befangen. Nur Lehrer Schnauz stolziert wie ein Pfau vor dem gemischten Klassenverband auf und ab und gibt sich dabei eingebildet gebildet. Seine nasale Aussprache aber erntet auch bei der Damenwelt prompt das gleiche Gelächter wie bei den männlichen Kollegen "Schölern". Schließlich sieht sich der allseits belächelte Professor dazu gezwungen, zur Wiedererlangung der notwendigen "Rohe" die Mädchen auseinanderzusetzen, indem er sie paarweise mit seinen Jungen vermischt. Es dauert nur wenige Sekunden, und dann hat tatsächlich - wie von Hans zuvor vollmundig versprochen - jeder Bursche ein Mädel neben sich sitzen. Zugegebenerweise treibt dieses spontane Paarungsverhalten auch ein paar seltsame Blüten. So teilt sich der Rosen die Bank mit seiner eigenen Schwester, der "Schöler Lock" geht - wie von ihm selbst zu seinem Leidwesen bereits befürchtet - gänzlich leer aus ... und Eva landet neben Hans, wenn auch gegen ihren Willen.

Der Herr Professor beginnt seinen Unterricht, und läßt zur Vorführung eines Versuchs den Physiksaal "verdonkeln". Nun, im Dunkeln ist bekanntlich gut munkeln. Und so ertönen plötzlich vereinzelt jungfräuliche Quiekser, für die nach vollzogener Wieder-Erleuchtung des Saales auf Nachfrage des Lehrkörpers keiner verantwortlich gewesen sein will - außer Hans, der aber von seiner Stimmlage her von vornherein ausscheidet. Also macht Schnauz zur Klärung des ungeheuerlichen Sachverhalts bei jeder einzelnen "Schölerin" einen Quiektest und überführt dabei die Oberprimanerin Ilselotte als "Öbeltäterin". Die von ihr zuvor im Dunkeln getätigte Lautäußerung kann sich diese auf Anfrage von Professor Crey natürlich beim besten Willen nicht mehr erklären. Der eigentliche Unterricht wird daraufhin fortgesetzt, wobei gegen Ende der Stunde Hans Pfeiffer durch eine ungeschickte Formulierung des Schnauz sogar noch in den Genuß kommt, seinen "Lieblingsprofessor" parodieren zu dürfen, was samt der schnauzschen Reaktion das schallende Gelächter des versammelten gemischten Schülerchores hervorruft. Crey schließt nämlich eine seiner nasal-chemischen Ausführungen mit den Worten: "... ond so äntsteht bei dähsem Versoch ein starker Öberschoß an Steckstoff. Wäderholen Sä das, Pfeiffer!". Und der tut natürlich, wie ihm geheißen: "Ond so äntsteht bei dähsem Versoch ein starker Öberschoß an Steckstoff". Dem Ganzen die Krone auf aber setzt die darauffolgende Frage des Professors: "Haben Sä emmer däse alberne Aussprache?". Einfach köstlich, oder?!

Am sich anschließenden Nachmittag bereiten sich die weiblichen Vertreterinnen des Hauses Knauer dann bei Kaffee und Kuchen auf den lieben Besuch von Professor Crey vor. Doch es ist zunächst nur die unliebsame Erscheinung des Penälers Pfeiffer, die den beiden Damen plötzlich nach kurzem Klingelzeichen von der Wohnungstür her im Türrahmen gegenübersteht. Hans stellt sich Frau wie auch Fräulein Knauer gleichermaßen höflich vor und erklärt, vom Herrn des Hauses höchstpersönlich eingeladen worden zu sein. Mama Knauer zögert zunächst noch einen Augenblick, dann aber lädt sie den jungen Mann doch zu sich an den reichhaltig gedeckten Tisch ein, wo er zwischen Mutter und Tochter platznimmt. Zu dritt beginnt man schon einmal mit dem gemütlichen Kaffeetrinken. Hans glänzt gegenüber Frau Direktor Knauer mit seinem breit gefächerten Wissen und den darin zahlreich mit eingeflochtenen Komplimenten an ihre Adresse. Die gute Stimmung bei Tisch kippt schlagartig, als der gemeinsam mit dem Herrn Professor Crey auftauchende Hausherr ohne Umschweife sogleich auf die von Hans geforderte Strafarbeit, und damit den eigentlichen Grund seiner "Einladung" an den Schüler, zu sprechen kommt. Ein äußert peinlicher Moment für alle Anwesenden. Vor allem aber für Hans Pfeiffer, der daraufhin - eben noch so freundlich im Schoße der Knauerfamilie aufgenommen - als unerwünschter Eindringling mit einem Gefühl tiefer Demütigung wie ein begossener Pudel vondannen zieht.

Beim Unterricht am kommenden Tag straft Schnauz den Pfeiffer schlicht und ergreifend durch Nichtbeachtung. Als Hans zu allem Übel auch noch sein Geschichtsbuch vergessen hat, beordert ihn Professor Crey um 16 Uhr zu sich nach Hause, allerdings - so merkt er dabei noch geradezu hämisch an - ohne "Kaffee ond Kochen". An jenem Nachmittag ist Hans dann sogar schon zehn Minuten früher vor Ort. Allerdings nicht mit dem Geschichtsbuch und auch nicht zuhause beim Schnauz, sondern mit einem selbstgeklauten Blumenstrauß vor der Johanniskirche. Er ist dort mit Eva verabredet. Die aber kommt nicht, wird sie doch zuhause von ihrer Mutter am Weggehen gehindert. Die Zeit vergeht, Hans wird ungeduldig. Und Eva kommt immer noch nicht. Stattdessen schließt sie sich daheim mit feuchten Augen in ihr Zimmer ein, nachdem ihr die Frau Mama gehörig den Wuschelkopf gewaschen hat. Der auf sie wartende Hans ist inzwischen wütend geworden. Kurz vor 17 Uhr ist seine Geduld schließlich am Ende. Die Blumenpracht landet in hohem Bogen im Straßengraben und Hans mit mit einer Stunde Verspätung doch noch bei der Creyschen Wohnung. Die Wirtschafterin des Herrn Professor gewährt dem Schüler mit dem Hinweis Einlaß, der Hausherr sei momentan außer Haus, müsse aber gleich wiederkommen, und Hans möge doch solang auf ihn warten. Und so wartet Hans einmal mehr. Doch diesmal vertreibt er sich die Zeit damit, daß er ein wenig an der Uhr dreht - genauer gesagt: an allen möglichen Uhren in der Professorenbehausung. Er stellt dabei die Zeit jeweils exakt um eine Stunde zurück.
Der kurz darauf erscheinende Schnauz erteilt dem wartenden Schüler eine kurze Standpauke bezüglich dessen Unpünktlichkeit. Und Hans läßt ihn erst einmal höflich ausreden, dann aber verweist er zu seiner Verteidigung auf seine eigene Uhr wie auch auf sämtliche Uhren im Zimmer. Bei allen aber steht der kleine Zeiger gleichermaßen auf der Vier. Das überzeugt natürlich und so stellt Crey auch noch seine Taschenuhr auf die vermeintlich korrekte Zeit zurück, entschuldigt sich bei Pfeiffer und läßt ihn großmütig abtreten.

Hans zieht es heimwärts, wo ihn in den eigenen vier Wänden nicht nur trostlose Einsamkeit in Empfang nimmt, sondern zu allem Übel auch eine ihm per Boten überbrachte ausgesprochen unschöne schriftliche Nachricht von Eva. Er liest sie und pfeffert den zusammengeknüllten Brief in die Zimmerecke. Dann hebt er ihn wieder auf und steckt ihn ein. Er geht im Zimmer auf und ab, rast schließlich die Treppe hinunter nach draußen. Völlig ziellos durchstreift er Babenbergs Straßen und Gassen. Beim Gärtner Molinar ordert er für den kommenden Sonntagvormittag 100 Orchideenblüten zu 25 Mark. Eine blumige Vorbestellung, die er dann postwendend wieder widerruft.
Am Ende seines Irrwegs durch die Stadt aber steht er in der Dämmerung vor seinen scheinbar aus dem Nichts heraus aufgetauchten Kumpanen ... jener verschworenen Berliner Herrenrunde, in deren Schoß vor einiger Zeit beim Genuß der Feuerzangenbowle überhaupt erst die Idee zu allem aufkam. Und während Hans sich mit seinen drei extra wegen ihm angereisten Freunden im örtlichen Gasthof Axmacher sowohl zusammen- wie auch gleichzeitig auseinandersetzt, beende ich an diesem Punkt mit einem Blick zur Funkuhr meine Buchbesprechung und bereite mich meinerseits nun langsam aber sicher auf meine letzten Stunden im Kloster vor.

In aller Ruhe wird von mir nach erfolgter ausgiebiger Morgentoilette im Bad und dem vollständigen Anziehen im Zimmer der Koffer gepackt und das Bettzeug abgezogen.


07:00 Uhr

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Claudia (31. Mai 2013, 14:58), Angel (29. Mai 2013, 22:32)

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Mittwoch, 5. Juni 2013, 16:16

TAG 5: 11.01.2013 [Teil 2]


Beim anschließenden Aufziehen meiner Vorhänge erwartet mich dann draußen vorm Fenster unerwarteter Weise eine Art himmlisches Abschiedsgeschenk. Denn über Nacht ist es nicht nur merklich kälter geworden - nein, es ist sogar ein wenig Schnee gefallen. Mein Gott, wie lange habe ich vergebens auf diesen Moment gewartet. Begeistert schnappe ich mir meine Kamera und verstaue sie rasch in der Jackentasche meines Anoraks, den ich mir daraufhin überziehe. Auf leisen Sohlen schlüpfe ich in meine hohen Winterschuhe und verlasse meine Unterkunft. Über die Treppe im Eingangsbereich des Gästehauses unternehme ich noch einen kurzen Abstecher ins erste Obergeschoß, wo ich die von mir am zweiten Tag auf mein Zimmer entführte Kaffeetasse samt Teelöffel in die dortige Teeküche zurückbringe, beides abwasche und ordentlich wegräume. Dann aber drängt mich das in meinem Innern immer stärker werdende Gefühl von Freude und Dankbarkeit beschwingten Schrittes die Treppenstufen hinab und durch die hölzerne Gästehauseingangstür mit der vieldeutigen Kreideaufschrift "20*C+M+B+13" unaufhaltsam hinaus ins Freie.

20*C+M+B+13 ... Die 20 am Anfang und die 13 am Ende stehen für das aktuelle Jahr 2013. Die Buchstabenfolge C M B steht zum einen für den lateinischen Segenswunsch "Christus Mansionem Benedicat" (Christus segne dieses Haus), zum anderen repräsentiert sie die drei Anfangsbuchstaben der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar. Das Sternsymbol (*) weist auf den Stern von Bethlehem hin, welcher jene drei weisen Männer aus dem Morgenland laut biblischer Weihnachtsgeschichte zum Stall mit der Krippe und dem neugeborenen Jesuskind darin führte. Die drei Kreuze (+) aber verweisen auf den Hügel von Golgatha, wo der Herr Jesus Christus am Ende und Ziel seines irdischen Daseins am Karfreitag stellvertretend für die Schuld und Sünde der Welt zwischen zwei Verbrechern ans Kreuz geschlagen wurde. Wie auf einem Grabstein verdeutlichen somit Stern und Kreuz auch hier Geburt und Tod, Anfang und Ende - für einen Christenmenschen aber symbolisiert das Kreuz am Ende sogar noch etwas mehr: nämlich göttliche Vergebung und Neuanfang, Wiederauferstehung und ewiges Leben. Amen!
Jenseits der Tür erwarten mich eine herrlich weiße Schneelandschaft und ein mit jedem einzelnen Schritt immer farbenfroher werdendes Himmelszelt. Kühl ist die Luft, aber das stört mich zugegebenermaßen recht wenig, zumal sie eben nicht nur kühl, sondern auch wunderbar frisch ist. Das kleine Herz in meiner Brust pocht ganz aufgeregt, während ich die strahlend flockigweiße Erdenbedeckung an allen Ecken und Enden meiner zurückgelegten Wegstrecke innerhalb des Klostergeländes und im Halbrund um seine Außenmauer herum ausgiebig ablichte. An meinem üblichen Umkehrpunkt in Höhe des Klostergartentores angelangt, verharre ich diesmal einen Moment lang und lasse meinen Blick dabei dankbar und etwas wehmütig zugleich gen Himmel wandern. Ein einzelner Vogel zieht leise krächzend über meinen Kopf hinweg und bewegt sich dann mit ruhig sanftem Flügelschlag langsam in Richtung Klostereingangstor. Ich aber senke mein Haupt ehrfürchtig und tue es ihm dann gleich.


Verschneites Eingangstor zum Klostergarten


Zurück auf dem Klostergelände schlendere ich ganz gemütlich zur Haupthauspforte, die direkt vor meinen Augen nur wenige Sekunden später von einer freundlich lächelnden Schwester Agnes aufgetan wird. Der Frühstückstisch im Speisesaal ist bei meinem dortigen Eintreffen bereits wieder reichhaltig eingedeckt mit Brötchen und Brot, Butter, Wurst, Käse, Quark und Marmelade sowie mit zwei Kannen frisch gebrühtem Bohnenkaffee. Nach und nach trudeln auch all die anderen Gäste ein: das Ikonenmalerpärchen vom Vortag, die ältere Dame mit der Hörschwäche und selbstverständlich Karin. Letztere besorgt sich am Getränkeautomaten noch rasch einen frischgebrühten Tee, ebenso wie eine der beiden Ikonengestalterinnen, welche sich dazu noch ein kleines Schälchen Müsli zubereitet. All das dauert noch ein paar Augenblicke, dann aber sitzen wir gemeinsam zu Tisch, wo ich ein letztes Mal für uns alle zusammen das Tischgebet spreche. Im Anschluß lassen wir uns all das Bescherte, um dessen Segnung wir gerade im "Komm-Herr-Jesus" gebeten haben, in aller Ruhe schmecken lassen.


Von Schnee sanft umrahmter Teich auf dem Klosterhof


Karin erzählt mir nebenbei, daß ihr Sohn vor einiger Zeit bei ihrer Ankündigung, sie würde ins Kloster gehen, tatsächlich befürchtet habe, aus seiner Mutter würde jetzt eine Schwester werden. Und so flehte er sie förmlich an, sich das doch noch einmal zu überlegen, woraufhin sie ihn schmunzelnd über den Irrtum seiner Annahme aufklärte. Und sie berichtet mir quasi im gleichen Atemzuge auch, daß sie sich von den Ordensschwestern nach dem Frühstück zum Gemüseputzen mit einteilen lassen hat, wobei sie allerdings von vornherein gegen halb zehn eine kleine Auszeit beantragt habe, um einen gewissen Herrn Schindler vorm Haupthaus nach Hause verabschieden zu können. Eine kleine, große Geste, die mich natürlich sehr anrührt. Für Schwester Elisabeth, die schon seit einer halben Ewigkeit unter einer Art allergischem Reizhusten leidet, hat sie zudem ein paar Tropfen aus ihrer eigenen homöopathischen Reiseapotheke dabei. So ist sie eben, meine neue Bekannte! Ja, je länger und intensiver ich Karin kennenlerne, desto mehr wächst meine Hochachtung vor ihr und ihrer offenen, den Menschen zugewandten, lebensbejahenden Art. Trüge ich hier im Kloster einen Hut, ich würde ihn vermutlich unentwegt vor ihr ziehen!


Schneeberieseltes Klosterhauptgebäude


Während meine derart bemerkenswerte Klosterbekanntschaft dann nach Abschluß unseres gemeinsamen Frühstücks - zu dem sich übrigens mit ein wenig Verspätung auch noch der Herr Gastpfarrer gesellt hatte - ihren selbstauferlegten Küchendienst antritt, begebe ich mich noch einmal in mein Quartier und ergreife dort, selbst ein wenig ergriffen, meinen fertiggepackten Koffer. Mit einem kleinen lautlosen Seufzer lasse ich noch einmal meinen Blick durchs Zimmer schweifen und verabschiede mich innerlich von meiner "St.Erentrud". Die Zimmertür lasse ich im Gehen leicht angelehnt, meinen Schlüssel aber überantworte ich gleich nebenan am Wirtschaftsraumzugang Schwester Beata, welcher ich just dort begegne. Ich verabschiede mich von ihr und bedanke mich dabei nochmals recht herzlich, ebenso wie ich es zuvor im Speisesaal schon von Schwester Elisabeth getan hatte. Das Abschiednehmen aber geht draußen vorm Gästehaus nahtlos weiter, wo sich auf dem Parkplatz sowohl unser Neuköllner Gastpfarrer als auch die ersten Exerzisten zum Aufbruch gen Heimat rüsten - einer von ihnen sogar mit dem Drahtesel. Ich hingegen stelle noch rasch die mitgeführte leergetrunkene Apfelsaftflasche aus meinem Zimmer in den dafür vorgesehenen Kasten in der großen Teeküche des Tagesraumes ab und lenke dann meine Schritte quer über den Hof zur Kirche hin. Den Koffer in meiner Rechten stelle ich dort vor der Tür beiseite, trete leise ein und lasse mich im Innern auf einer der mittleren Bänke nieder, um mich abschließend auch bei meinem himmlischen Vater noch einmal für alles mir im Kloster Widerfahrene zu bedanken. Wie schon bei meinen beiden vorhergehenden stillen Abschieden hier setzt auch diesmal wieder das meine Ohren umschmeichelnde, sanfte Spiel der zum kirchlichen Inventar gehörenden Orgel ein - gerade so, als wolle mir Gott seinerseits höchstpersönlich durch jenes Himmel und Erde gleichsam verbindende Instrument eine musikalische Antwort auf mein stilles Dankgebet geben. Ein paar Minuten lausche ich jenen bezaubernden Klängen, dann begebe ich mich wieder auf den Klosterhof zurück, um dort auf das Eintreffen des von mir bei meiner Ankunft bestellten Taxis zu warten.


Zarte schneeweiße Wolken am strahlendblauen Himmel


Von der Pforte aus gesellt sich alsbald wie versprochen Karin zu mir. Wir wechseln noch ein paar Worte, bis mein klösterlicher "Abholdienst" eintrifft. Unser vorläufiger Abschied voneinander fällt - wie wohl kaum anders zu erwarten - recht innig aus und uns Beiden auch gleichermaßen ein wenig schwer. Zu gern hätte man hier vor Ort gemeinsam noch gern die eine oder andere Strecke gemeinsam zurückgelegt und sich dabei intensiv miteinander ausgetauscht. Allein die Tatsache, daß wir uns mit Sicherheit bald einmal wiedersehen und auch zwischenzeitlich den Kontakt miteinander pflegen werden, tröstet darüber hinweg. Und genauso verhält es sich in dem Moment, da ich im abfahrbereiten Mietwagen sitzend Karin vor der imposanten Kulisse des leicht verschneiten Haupthauses durch die Rückscheibe noch einmal zuwinke, was mich und mein Kloster angeht. Nur mit dem kleinen aber feinen Unterschied, daß für mich hier der genaue Termin des persönlichen Wiedersehens schon längst feststeht ... und der liegt nun, da das Taxi mit mir im Gepäck das Klostergelände in Richtung Trebbin verläßt, nur knapp 5 Monate entfernt ...


09:45 Uhr


TAG 5: 11.01.2013 [Teil 3]


Inzwischen haben mich Taxi, Bahn und Bus wieder ins heimatliche Hennigsdorf befördert, wo meine Einraumwohnung im vierten Obergeschoß mich schon voller Sehnsucht zurückerwartet hat. Freilich steht hier auch diesmal nicht nur das Ankommen, Auspacken und Ausstrecken auf dem Programm. Nein, da will mal wieder so Einiges an handschriftlichen Tagebuchnotizen in die Tasten meines Laptops gehämmert und ins Internet hochgeladen und eine Vielzahl an fotografischen Momentaufnahmen gesichtet und zur visuellen Untermalung des Geschriebenen ausgewählt werden. Aber auch eine bislang unvollendete klösterliche Schul-Aufgabe wartet noch darauf, in Form einer Haus-Arbeit zum Abschluß gebracht zu werden. Ein Bildungs-Auftrag, dem ich mich an dieser Stelle nun nur allzugern stelle ...


HEINRICH SPOERL: DIE FEUERZANGENBOWLE - Eine Buchbesprechung - Teil 10 - ZUM LESEN BITTE ANKLICKEN!

Dabei treffe ich beim Wiedereinstieg in die Geschichte rein personell auf quasi dieselbe Situation wie am Anfang. In einem Gasthaus sitzt Hans Pfeiffer mit seinen drei alten Berliner Kameraden in gemütlicher Runde zusammen. Und man erzählt sich Geschichten über die Penne. Nur daß es diesmal Pfeiffer ist, der erzählt, während ihm der Rest der Herrschaften zuhört. Ich stolpere hierbei gleich zu Anfang der Situationsschilderung über einen kleinen Satz, der mich zum Schmunzeln bringt, trifft es doch im Grunde genommen auch für mich zu, wenn es von Hans heißt: "Er war, wie die meisten Schriftsteller, von einer bemerkenswerten Schreibfaulheit; auf Briefe antwortete er nur dann, wenn er sich über sie ärgerte". Dafür aber erzählt er nun umso lieber, wobei er ihnen die ganze Geschichte noch einmal auftischt: "Vom ersten Bellebemm-bellebemm, über Schnauz und Bömmel, Heidelbeerwein und Karzer, bis zum Schwefelwasserstoff und seinen Folgen".

Die Berliner "Abgeordneten" aber lauschen und lachen und lassen darüber sogar ihr Essen kalt werden. Nur, wenn es um eine gewisse Eva geht, wird der sonst so redegewandte Hans zunehmend einsilbig. Was die Altherrenriege natürlich nur umso hellhöriger und neugieriger werden läßt. Einer von ihnen wagt sich schließlich an eine klare Diagnose samt Therapievorschlag: "Einmal erwischt es uns alle. Niemand entgeht seinem Schicksal. Und gegen Verliebtheit gibt es nur eine Radikalkur: Heiraten. Eine Pferdekur, aber sie hilft". Hans will von diesem Vorschlag nichts wissen. Er hat es einfach satt, daß er als Primaner nicht ernstgenommen wird, und erklärt, am darauffolgenden Tag dem Städtchen Babenberg, seinem Gymnasium wie auch dessen Direktorentöchterchen Fräulein Knauer den Rücken kehren zu wollen. Allerdings keineswegs ohne eine schulische "Abschiedsvorstellung" mit "Knalleffekt", wozu er wehmütig ergänzt: "Eine, daß sie mich auf der Stelle hochkantig rausschmeißen. Damit hätte ich ja dann das Ziel meiner Reise erreicht". In der Runde herrscht Schweigen, und wie auf ein Stichwort betritt der Schnauz die Bühne. Hans stellt ihm die mit ihm am Tisch sitzende "dreifache Herrlichkeit" als seine Vormunde vor und verhindert dadurch, daß ihm ein Verstoß gegen das Lokalverbot in der Schulordnung nachzuweisen ist. Die Herren aber bitten den "Lährer", von dem sie zuvor schon so viel gehört haben, zu sich an den Tisch, und Crey willigt - wenn auch zögernd - ein. Hans verläßt gegen 22 Uhr vorzeitig die Runde, woraufhin sich aus dem bislang eher oberflächlichen Geplänkel der restlichen Anwesenden doch noch eine angeregte "Onterhaltong" entwickelt, in der nun auch der Herr Professor aus seiner gänzlich anderen Sicht die Geschichte des "Schölers Pfeiffer" wiedergibt. Nebenbei wird weitergezecht: "... zu jedem Glas Bier ein Doppelkorn und zu jedem dritten Glas ein Schinkenbrot ... In der Kleinstadt wird Saufen zur Wissenschaft. Man hat nichts Besseres". Und binnen kurzer Zeit wird dabei aus dem oberlehrerhaften steifen Schnauz ein "ganz prächtiger Mensch, voll Güte und Menschenliebe. Und ein ganz vernünftiger Mensch, mit großem Wissen und klugen Gedanken". Am Ende des Abends versteht man sich am Tisch beiderseits köstlich miteinander und begibt sich schlußendlich mit gehöriger Bettschwere zur nächtlichen Ruhe.

Hans hingegen ist nach seinem frühen Fortgang ganz und gar ohne Bettschwere noch eine ganze Zeit lang ziellos durch die nahezu menschenleeren Straßen Babenbergs gegeistert. Die Schilderung der nächtlichen Ruhe weckt dabei an einer Stelle liebe Erinnerungen an mein Kloster, wenn es heißt: "Sonst ist alles still. Man kann seine Gedanken hören". Hans landet derweil auf seinem nächtlichen Irrweg direkt vor dem Gymanasium und damit auch vor der noch erleuchteten Wohnung der Direktorenfamilie Knauer. Er malt sich aus, was die Knauers daheim zu später Stunde wohl so treiben mögen, besonders die Tochter des Hauses. Hofft, sie zu sehen oder durch die Nachtlektüre Evas in einem seiner Romane zumindest indirekt zu ihr reden zu können, bis ihn der patrollierende Schutzmann jäh aus seiner Gedankenwelt herausreißt.

Schnauz erwacht morgens darauf um halb Acht mit einem Brummschädel. Und da er dank seiner von Hans zuvor zurückgestellten Uhren annimmt, es sei erst halb Sieben, dreht er sich auf seinem Ruhelager noch einmal zur Seite. Im Physiksaal des Gymnasiums sitzen derweil sämtliche Lyzen und Penäler in bunter Mischung vereint und warten auf ihn. Ein paar der Pärchen vom Vortag haben dabei ihre Partner getauscht. Und Hans, der einen merkwürdig großen Karton dabei hat, verkündet seinen erstaunten Klassenkameraden, daß er Schnauz abbestellt habe. Dann verschwindet er sich mit seinem Karton und einem alten abgedroschenen Fußball aus dem Klassenzimmer über den Gang hinweg in einen Raum, der eigentlich nur den Lehrern vorbehalten ist. Völlig verändert kehrt er nach wenigen Minuten in die Klasse zurück: "Mit Hilfe einer strähnigen Perücke, mit zottiger Bartwolle und Mastix ... Auf der rötlich geschminkten Nase sitzt ein goldener Zwicker, und aus der Brusttasche flattert ein überlebensgroßes Seidentuch. Den Fußball trägt er als Spitzbauch unter einer weißen Weste. Er hat alles frech übertrieben und sieht dem Schnauz so ähnlich wie eine unverschämte Karrikatur". Durch den Physiksaal, in dem bei seinem Eintreffen geschlechterübergreifend ausgelassen gelacht, musiziert und getanzt wird, geht ein Ruck. Doch schon binnen weniger Sekunden erkennt man den gefälschten "Lährkörper" und begrüßt ihn mit Indianergeschrei. Professor Pfeiffer läßt sich davon nicht beirren und beginnt seine als Unterricht verkleidete Schnauzparodie, die ihren ersten Seitenhieb auf die sich köstlich amüsierende Eva in der Bemerkung findet: "Äva Knauer, stähen Sä auf. Warom lachen Sä? Ech ben heute abend bei Ehnen zom Ässen eingeladen. Bestellen Sä Ehrem Vater, ech ben ein alter Mannund gähe leber fröh ins Bette. Soll ech Ehnen den ongeratenen Schöler Pfeiffer als Verträter schecken?". Evas Antwort auf diese rhetorische Frage aber ist nur ein wütendes Zischeln, und so erhält sie vom pfeifferschen Schnauz-Nachahmer einen Eintrag wegen "ongehörigen Benähmens" ins "Klassenbooch".

Während die gemischte Oberprima mit ihrem theatralisch aufgelegten Aushilfslehrer so ihren Spaß hat, geht es beim Direktor im entgegengesetzten Schulhausflügel deutlich ernster zu. Dort ist nämlich just an diesem Tage der Herr Oberschulrat unangemeldet aufgetaucht, da ihm zu Ohren gekommen war, daß Professor Crey in letzter Zeit womöglich seine Schüler nicht mehr so recht im Griff habe. Und er wollte sich eben bei dieser Gelegenheit gern persönlich einmal vom Gegenteil überzeugen - am besten gleich im Unterricht des geschätzten Herrn Kollegen. Und so nähert sich das Unheil in Form der kompletten Lehrerschaft samt Direktor und Oberschulrat mit großen Schritten dem Physiksaal mit dem darin anhaltenden Höllenlärm. Erst beim Eintreten der Kommission ist es binnen Sekunden totenstill im Raum. Sämtliche Schülerinnen und Schüler der Klasse sind mit einem Male wie erstarrt, auch der falsche Lehrer. Der Lehrkörper wie auch der Direktor sind außer sich und ringen jeder auf seine Art sichtlich um Fassung. Nur der etwas kurzsichtige Oberschulrat schreitet auf den vermeintlichen Professor Crey zu und begrüßt ihn freundlich. Direktor Knauer möchte dem Spuk ein rasches Ende bereiten, aber Bömmel mahnt ihn durch Zurückhalten zur Zurückhaltung. Vater Knauer läßt sich überzeugen und fleht Pfeiffer alias Crey schließlich verzweifelt zur Fortsetzung seiner Komödie an. Und was macht Hans? Nun, der tut ihm den Gefallen! Er setzt seinen unterbrochenen "Schauspielunterricht" fort und strengt sich dabei mächtig an, eine exakte 1:1-Kopie seines "pädagogischen Vorbilds" abzuliefern. Der Schulrat aber findet zusehends Gefallen, an jener modernen Art zu unterrichten. Und der Direktor bettelt ihn von der Seite her leise an durchzuhalten unter Zusatz seines Versprechens: "Sie werden nicht bestraft, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!". Die in Aussicht gestellte Straffreiheit macht den Schnauzparodisten mutig, um nicht zu sagen übermütig. Er erkundigt sich beim Rest der Klasse nach dem fehlenden Pfeiffer, den er dabei - ganz in seiner Rolle aufgehend - als "den größten Flägel der Anstalt" tituliert. Der Schulrat stellt unterdess dem Fräulein Knauer eine Frage, die angesichts der angespannten Situation keinen Ton herausbringt, was den pfeifferschen Schnauz dazu verleitet, äußerst doppel- wie auch tiefsinnig auszuführen: "Äva, ech ben met där onzofreden. Du gähst den Dingen necht genögend auf den Grond. Es est necht alles Gold, was glänzt, aber auch necht alles Dräck, was donkel est. Der Steinkohlentäär est eine schmotzige, kläbrige Substanz omd armsälig ond schwarz wie eine Schölermötze; ond doch stäcken en ehm die ädelsten Stoffe". Der Oberschulrat wundert sich, daß der vermeintliche Lehrer die Schülerin Eva duzt, wird aber vom Direktorenvater und Hans gemeinsam darüber in Kenntnis gesetzt, daß man zwar nicht verwandt, aber sozusagen quasi verlobt sei. Eine Antwort, mit der sich der hohe Besuch gern zufriedengibt. Er beglückwünscht den zukünftigen Bräutigam und läßt dann mit dem langsam seinem Ende entgegengehenden Unterricht weitermachen.

Zur gleichen Zeit fährt der echte Schnauz in seinem Bett hoch, da ihn seine Wirtin nun in seinem nachhinkenden Zeitempfinden recht eindringlich damit vertraut macht, was die Stunde für ihn wirklich geschlagen habe. Und tatsächlich ist es keineswegs erst halb Acht, sondern laut Auskunft der vom Fenster ebenso gut einsehbaren wie auch unantastbaren städtischen Turmuhr bereits halb Neun. Unrasiert und ohne Frühstück hechtet Crey aus dem Bett ins Gymnasium. Hier ist der Oberschulrat inzwischen zufriedengestellt und auch bereits im Aufbruch begriffen. Alles scheint überstanden! Doch dann stürzt der echte Schnauz durch die Tür herein und stößt dabei direkt auf seinen Doppelgänger Pfeiffer. Die Zwei starren sich eine Weile lang ungläubig in die Augen, dann aber tun sie, was sie alle beide am besten können: Sie "schnauzen" sich an! Versuchen krampfhaft, sich gegenseitig in ihrer Verkörperung des Professor Crey zu übertrumpfen. Der kurzsichtige Oberschulrat aber sieht mit einem Male doppelt, und kann sich das beim besten Willen nicht erklären. Erklären kann ihm das auch keiner der Lehrer oder Schüler im Saale - zumindest ist kein Einziger dazu gewillt. Nichts desto trotz nähert sich die langsam zur Tragödie verkommende Komödie allmählich unaufhaltbar ihrem Ende. Der echte Crey zweifelt nämlich inzwischen sogar schon selbst daran, der Echte zu sein. Hilflos gibt er mehr und mehr nach, und mit ihm die langsam versagende Stimme. Der Oberschulrat aber sieht in jener unmittelbar bevorstehenden Stimmabgabe quasi ein mündliches Schuldeingeständnis. Und so stellt er sich im ungleichen Zweikampf der gleichausschauenden "Lährkräfte" auf die Seite Hans Pfeiffers. Dem einzig wahren Professor aber bleibt nichts weiter übrig, als sich ohnmächtig zu den anderen Schülern in eine der Bänke zu hocken, während der Herr Oberschulrat sich nochmals vom restlichen Babenberger Lehrkörper verabschiedet und sich dabei von Direktor Knauer einen "Bericht über den unmöglichen Vorfall" samt Entfernung des mißratenen Schülers von der Anstalt ausbittet. Schließlich ist der Inspektor fort, und der Direktor völlig außer sich. Zeus' Zorn bricht mit geballter Wucht über den Schüler Pfeiffer herein, der derweil rein verkleidungstechnisch die Rolle des Lehrers wieder vollständig ablegt. Dann aber erinnert er den wutschnaubenden Direktor an sein ihm gegebenes Ehrenwort und benennt die ganze Klasse als Zeugen. Knauer sieht sich in einer Zwickmühle, verlangt doch der Oberschulrat den Schulverweis des Schuldigen. In dieser scheinbar ausweglosen Situation bietet Hans ihm einen möglichen Ausweg an: "Sie dürfen mich nach Herzenslust bestrafen, Sie dürfen mich mit Schimpf und Schande von der Anstalt verweisen ... Ich entbinde Sie von Ihrem Ehrenwort - wenn Sie wenigstens ein anderes Wort halten: Sie haben vorhin vor dem Schulrat feierlich bestätigt, daß ich mit Ihrer Tochter verlobt bin. Einverstanden!". Und während Evas Erzeuger dem Penäler den Handschlag darauf noch verwehrt und ihn als Größenwahnsinnigen und Erpresser beschimpft, kommt nun der große Auftritt seines kleinen Fräulein Tochter: "Da tut es einen Jauchzer aus der letzten Bank; Eva ist über sämtliche Köpfe und Bänke hinweg nach vorn geturnt, faßt ihres Vaters Hand und drückt sie in Pfeiffers".

Der Vater gibt klein bei und damit zugleich auch seinen ausgereiften Nachwuchs in die Hände des fragwürdigen Jünglings ohne jegliches sichtbares Zeugnis sittlicher Reife. Eva und ihr Hans im Glück aber sind auch so rundum zufrieden, zumal Hans Pfeiffer sehrwohl ein Reifezeugnis vorweisen kann - sogar schwarz auf weiß. Und nicht nur das, sondern auch einen Doktortitel, Verlegerabrechnungen und einen gültigen Einkommenssteuerbescheid. Dem Glück der Zwei stünde damit nun also nichts mehr im Wege ... wäre da nicht eine etwas betrübliche winzige Kleinigkeit ... quasi ein Wermutstropfen in der "Feuerzangenbowle" ... Denn am Ende des vermeintlichen Happy-Ends heißt es dann plötzlich und unerwartet: "Hans Pfeiffer, über dessen mangelnde Wahrheitsliebe verschiedentlich geklagt werden mußte, hat die ganze Geschichte von A bis Z erlogen. Frei erfunden wie alle seine Geschichten. Sogar sich selbst, mitsamt Marion und Literaturpreis, hat er erfunden".

Tröstlich allein, daß auch das noch nicht die letzten Sätze in dieser Erzählung sind, schließt doch der Autor das Ganze mit der ausgesprochen weisen Feststellung: "Wahr sind ... die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen, und die Sehnsüchte, die uns treiben. Damit wollen wir uns bescheiden". Ich persönlich werde mir seine Worte zu Herzen nehmen und all die Erinnerungen und Träume in mir auch in Zukunft in viele kleine und große Geschichten mit einfließen lassen. Die Sehnsüchte in mir aber treiben mich dann in aller Bescheidenheit schon in der Mitte des Jahres wieder hinter die heilsbringenden alexanderdörfischen Klostermauern ...



Tja, was soll ich sagen: Es ist vollbracht! Die dritte und letzte Ausgabe meiner Klostertagebücher ist komplett. Und meine nächste Kurzurlaubreise ins klösterliche Alexanderdorf steht bereits unmittelbar bevor. Auf ihr schlage ich einmal mehr in mehrfacher Hinsicht neue Wege ein ... Zum einen werde ich erstmalig übers Wochenende hinweg bei den Ordensschwestern zu Gast sein. Zum andern besuche ich Kloster und Umgebung erstmalig im Vorsommer und hoffe dabei auf viel Sonne und die von unseren Politikern bereits so oft herbeibeschworenen blühenden Landschaften. Zu guter Letzt aber habe ich diesmal von 06. bis 10.06.2013 auch einen kleinen Reisebegleiter dabei - mein nigelnagelneues Smartphone, mit dem ich zwei- bis dreimal pro Tag direkt vor Ort via Facebook in Wort und Bild berichterstatten möchte ... mitzuverfolgen auch für Nicht-Facebooker unter https://www.facebook.com/KlosterPoster ...




Ende Tag 5

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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Angel (5. Juni 2013, 22:16), Claudia (5. Juni 2013, 19:10)

Claudia

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Mittwoch, 5. Juni 2013, 19:09

Hallo Sven!

Vielen lieben Dank auch für dieses letztes Update. Wie immer gern gelesen und betrachtet. :2daumenhoch:
Beim anschließenden Aufziehen meiner Vorhänge erwartet mich dann draußen vorm Fenster unerwarteter Weise eine Art himmlisches Abschiedsgeschenk. Denn über Nacht ist es nicht nur merklich kälter geworden - nein, es ist sogar ein wenig Schnee gefallen.
Oooh! Das dir dieser Wunsch erfüllt wurde, freut mich nachträglich noch besonders für dich! (auch wenn wir uns ja allgemein aktuell eher über Trockenheit und Sonnenschein freuen)
"20*C+M+B+13"
Danke für deine detaillierte Information zu diesem "Türzeichen". Ich muss zugeben, diese Einzelheiten waren mir bis jetzt nicht bewusst. Jahreszahl und drei Könige waren mir klar (wobei ich mich schon immer gefragt habe, wie man eigentlich auf die Namen kommt?), Latein hab ich nie gehabt, und die Deutung der + und des * auf Weihnachten und Ostern war mir nicht bekannt. Obwohl es ja eigentlich logisch ist. Hätte ich auch drauf kommen können. :klatsche:
Tja, was soll ich sagen: Es ist vollbracht! Die dritte und letzte Ausgabe meiner Klostertagebücher ist komplett.
Wir verneigen uns, und danken dem Autor für diese Lektüre! :anbet:
Zum andern besuche ich Kloster und Umgebung erstmalig im Vorsommer von 06. bis 10.06.2013
Oh,ups, das ist ja schon morgen! Na dann, gute Reise und gute Erholung! :knutsch:

liebe Grüße!
claudia
"Wer auf Gott vertraut, kann sich glücklich schätzen. Seinen Weg muss er nicht alleine gehen. Von Gottes Liebe weiß er sich umgeben." (Liedstrophe in Anlehnung an Psalm 91,11)

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sven1421 (5. Juni 2013, 20:13)

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Mittwoch, 5. Juni 2013, 20:17

Vielen lieben Dank auch für dieses letztes Update. Wie immer gern gelesen und betrachtet. :2daumenhoch:
Gern geschehen! :):
Oooh! Das dir dieser Wunsch erfüllt wurde, freut mich nachträglich noch besonders für dich! (auch wenn wir uns ja allgemein aktuell eher über Trockenheit und Sonnenschein freuen)
Ja, ich freu mich auch auf den Sonnenschein, denn dann gibt's vom "Kloster-Poster" viele schöne bunte Bilder aus dem unerschöpflichen Reichtum von Mutter Natur! :8o:
Wir verneigen uns, und danken dem Autor für diese Lektüre! :anbet:
Das geb ich gern an Dich und meine anderen StammleserInnen zurück! Vielen lieben Dank fürs Interesse und die Kommentare! :thumbsup:
Oh,ups, das ist ja schon morgen! Na dann, gute Reise und gute Erholung! :knutsch:
Nochmals danke schön! Melde mich nach meiner Rückkehr gern auch wieder ein wenig ausführlicher zurück, schließlich bleiben mir im Anschluß ja noch 4 freie Tage. Und solange kann jeder sich vom Verlauf meiner 5-tägigen Erholungsphase gern auf der o.g. Facebook-Präsenz ein eigenes Bild machen ... Eine schöne Zeit bis dahin wünscht Svenni! :8):

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Montag, 10. Juni 2013, 09:30

Zu guter Letzt aber habe ich diesmal von 06. bis 10.06.2013 auch einen kleinen Reisebegleiter dabei - mein nigelnagelneues Smartphone, mit dem ich zwei- bis dreimal pro Tag direkt vor Ort via Facebook in Wort und Bild berichterstatten möchte ... mitzuverfolgen auch für Nicht-Facebooker unter https://www.facebook.com/KlosterPoster ...

Dann sage ich mal: welcome back!, lieber Sven. Und als Nicht-Facebooker poste ich hier noch meinen :thumbup: Daumen! ;):

Gruß, Claudia
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Angel (14. Juni 2013, 18:13), sven1421 (11. Juni 2013, 06:48)

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Montag, 10. Juni 2013, 10:15

Auch ich möchte zunächst mal ein dickes Dankeschön sagen für das letzte Kloster-Tagebuch. :bluemchen:

Es war wie immer wunderschön zum Lesen und schauen. Sehr richtig Claudia, wir verneigen uns wirklich vor dem Autor und danken für diese Lektüre. :2thumbsup:

Und schon ist Dein neuerlicher Klosteraufenthalt wieder vorbei. Na dann, lieber Sven, auch von mir ein herzliches Willkommen zurück. :thumbsup:
Und vielen Dank für Deine Postings auf Facebook, die auch wir Nicht-Facebooker gottseidank verfolgen konnten. :danke:

Liebe Grüße

Angel :angel:
Willst Du das Glück berühren, lass Dich von Deinem Herzen führen.

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Claudia (13. Juni 2013, 10:51), sven1421 (11. Juni 2013, 06:48)

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