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sven1421

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Samstag, 15. September 2012, 08:32

Episode 8: Aufbruch ins Ungewisse

Harold Freakadelly streckte sich gähnend im Chefsessel seines Büros. Der Organiser auf seinem Schreibtisch zeigte 4 Uhr 30 Uhr. In Moskau, wo sich die Ereignisse momentan förmlich überschlugen, war man der Zeit um ganze zwei Stunden voraus. Der Nachrichtensender NEWS-TV 1421, mit dem sich der Yardchef seit Svenssons Weggang auf dem Laufenden zu halten versuchte, meldete gerade, daß vor einer halben Stunde auf dem Flugfeld des ehemaligen Militärflughafens, wo die Linienmaschine gelandet war, Schüsse zu vernehmen gewesen seien. Näheres wüßte man allerdings noch nicht. Freakadelly erhob sich von seinem Platz und öffnete das Fenster seines Büros, um die sich anschleichende Müdigkeit mit etwas frischer Luft zu bekämpfen. Von hier aus dem 20. Stock von New Scotland Yard hatte man einfach zu jeder Tageszeit einen atemberaubenden Blick auf die City. Früher beneidete er seinen Vorgänger Wallace immer um diese Aussicht, aber jetzt, da er selbst tagtäglich in ihren Genuß zu kommen vermochte, blieb ihm fürs Auskosten meist viel zu wenig Zeit. Ja, mehr Zeit für Genußmomente wie diesen, das war es, was er sich zuallererst von seinem Ausscheiden beim Yard erhoffte. Als Miteigentümer jenes renomierten Gasthauses an der Themse würde er sich jeden Abend gemeinsam mit seiner Frau bei einem Gläschen Rotwein an den Sonnenuntergängen über dem Fluß sattsehen. Das hatte er sich fest vorgenommen.

Gern hätte sich der gute Harry seine Zukunft noch weiter in den prächtigsten Farben ausgemalt, doch das Klingeln des Telefons riß ihn jäh aus seinen Gedanken und zwang ihn zur Rückkehr an seinen aktenüberfluteten Schreibtisch. Freakadelly nahm den Hörer ab und meldete sich vorschriftsmäßig, als ihn am anderen Ende ein wenig unwirrsch und wie von ferne eine aufgeregte männliche Stimme unterbrach: "Ja, ist gut, ich weiß wer Sie sind, Sir! Hören Sie zu, Harold, wie Sie ja sicher schon in den Nachrichten verfolgen konnten, ist es hier in der Nähe Moskaus beim Versuch der Geiselbefreiung ziemlich heiß hergegangen. Den Männern, die gerade von der Erstürmung des Fliegers zurückkehren, stehen noch jetzt die Tränen in den Augen. Aber keine Sorge, es hat keine Toten gegeben, auch keinerlei Schußwechsel. Die ohrenbetäubende Knallerei, die zu hören war, stammte von ein paar zeitgezündeten Chinaböllern, die die Entführer im Flugzeuginnern zu unserer Begrüßung hinterlegt hatten. Ich als Ihr Schwiegersohn hab - wie all die anderen - bei dem kleinen Feuerwerk nur etwas viel Rauch eingeatmet, sonst fehlt mir nichts. Das können Sie Janet ruhig sagen, obwohl ich nicht weiß, ob sie das momentan überhaupt noch interessiert. Aber es gibt Wichtigeres! Wie gesagt, alle 120 Geiseln sind wohlauf, wenn auch teilweise noch ein wenig benommen. Man hat sie allesamt mit - in einer roten Tragetasche mitgebrachten - Handschellen an die Sitze gefesselt und ihnen dann das starke Betäubungsmittel Airethin injiziert, welches den Betroffenen selbst in geringer Dosis innerhalb weniger Sekunden in eine Art Tiefschlaf versetzt. In höherer Dosis kann es zu schweren Folgeschäden bis hin zur Atemlähmung und auch zum Tode führen. Was ich damit sagen will: Mindestens einer der drei beziehungsweise vier Terroristen verfügt vermutlich über ein recht gutes medizinisches Wissen. Dafür spricht auch, daß sie sich in London als medizinisches Personal zur Überführung einer schwerkranken Patientin getarnt mittels gefälschter Papiere Zutritt zum Flieger verschafft haben. Was Papiere angeht, kann man sich hier in Rußland mit den entsprechenden monitären Reserven tatsächlich alles beschaffen. Wenn ich wollte, dann könnte ich sogar schon als geschiedener und damit freier Mann nach England zurückkehren".

Freakadelly überhörte den letzten Satz einfach und unterbrach seinen Gesprächspartner stattdessen mit einer Zwischenfrage: "Charles, Sie sprachen da eben von drei beziehungsweise vier Terroristen! Ist denn die Zahl der am Überfall Beteiligten noch nicht klar?!". Am anderen Ende der Leitung wurde es für ein paar Sekunden still, nur ein erneutes leises Knacken war zu hören. Dann aber meldete sich die Stimme Wannabes ein wenig kleinlauter klingend zurück: "Ja, da gibt es ein kleines Problem. Die Zeugenaussagen zu der vierten Person, die sich bei den Geiselnehmern befand, widerspricht sich nämlich. Ein Teil der Befragten sagt aus, daß die bewußte Frau ebenfalls von den Entführern ruhiggestellt worden sei. Andere wiederum wollen gehört haben, daß sie während des Fluges mit dem Anführer der Terroristen in recht vertrautem Tonfall geflüstert habe. Ich hab da natürlich mit Hilfe der russischen Kollegen ein wenig nachgehakt, und bin zu meinem Leidwesen über einen ziemlichen Schnitzer in den Akten gestoßen. Sie wissen doch, Sir, daß der Aufbau des CI7 und die damit verbundene Übertragung der schriftlichen Akten in den zentralen Computer recht überstürzt betrieben wurde. Um die Aufbereitung der Aktenflut im Archiv des Yard zu bewältigen, hat unser zuständiger Minister zusätzliche Geldmittel zur Verfügung gestellt, mit deren Hilfe wir Streifenbeamte zum Aktenabtippen abstellten. Die Beamten waren mit der gestellten Aufgabe wohl hier und da ein wenig überfordert. Besonders bei der Umschrift russischer Namen von der kyrillischen Schrift in die englische Schreibweise wurde auch aufgrund des enormen Zeitdrucks nicht immer die gewünschte Sorgfalt an den Tag gelegt. Kurzum, man hat in der Akte des inzwischen von mehreren Zeugen als Ex-KGB-Topagent Iwan Kowarno identifizierten, international gesuchten Anführers der Geiselgangster den Namen seiner Exfrau an zwei Stellen falsch übertragen".

Erneut fiel Freakadelly dem in seinen Augen zu sehr abschweifenden Wannabe ins Wort: "Und was hat dieser Umstand nun mit der Entführung an sich und vor allem mit dem Status der ominösen vierten Person zu tun?". Der CI7 Chef räusperte sich kurz, dann fuhr er in seinen Ausführungen fort: "Nun, in der Kowarnoakte beim CI7 ist der Name seiner Exfrau, in der eben auch alle Zeugen einstimmig die vierte Person bei den Geiselnehmern wiedererkannten, als Jelena Zlatkaja angegeben, während sie selbst bei uns in England als Yelena Zladkaja geführt wird und die ist bekanntermaßen ...". Freakadelly vollendete leicht schockiert die Ausführungen seines Schwiegersohns: "Oh mein Gott, die Braut unseres ehemaligen Inspektors Lukas Svensson". Und während es Harold Freakadelly nach dieser Erkenntnis erst einmal komplett die Sprache verschlug, ergänzte Wannabe: "Durch die beiden kleinen Schreibfehler ist die Übereinstimmung beider Personen nie aufgefallen, zumal Frau Zladkaja seit ihrer Übersiedlung ins Königreich ihren prominenten Exmann auch nie erwähnt hat. Das wiederum wirft nun die Frage nach dem Warum und dem Status von Frau Zladkaja auf. War sie ebenfalls ein Opfer der Entführung oder fungierte sie jahrelang als Schläfer, bis sie von Kowarno aktiviert und in die Entführung mit einbezogen wurde. Auf alle Fälle ist sie zusammen mit den anderen drei Entführern spurlos verschwunden. Offensichtlich haben sie sich vor unserem Eintreffen vor Ort bereits durch den Frachtraum abgesetzt und sind durch ein unterirdisches Tunnelsystem, das noch aus den Zeiten der Nutzung durch die Sowjettruppen stammt, entwichen. Und das, wie ich so eben noch erfuhr, auch leider Gottes nicht mit leeren Händen ...".

Frekadelly horchte auf und rief dann entsetzt in den Hörer: "Charles, Sie meinen doch nicht etwa ...". Jetzt unterbrach ihn zur Abwechslung mal Wannabe in der Ausformulierung seiner Gedanken: "Doch, genau das meine ich! Der sogenannte 'Letzte Schrei' ist verschwunden, seiner schützenden Frachtkiste sauber entnommen, so daß es beim flüchtigen Hinschauen gar nicht auffällt". Mehr zu sich selbst als an seinen Gesprächspartner gerichtet, konstatierte Freakadelly am anderen Ende entgeistert: "Das ist ja eine Katastrophe von internationalem Ausmaße. 'Der blaue Schrei' von Edward Munch aus dem Jahre 1914, bis vor ein paar Monaten völlig unbekannt und dann zufällig im alten Keller einer Hosenfabrik in Manchester unter einem Stapel verwaschener ausgemusterter Bluejeans aufgetaucht. Geschätzter Wert: 20 Millionen Pfund Sterling. Unter unserer Federführung im Auftrag des Kultusminsiters auf dem Weg in den Pariser Louvre. Und jetzt ist er weg, einfach weg!". Hier meldete sich noch einmal Wannabe zu Wort: "Und das obwohl nur eine Handvoll Leute überhaupt von der geheimen Überführung Kenntnis besaßen. Neben Ihnen, Sir, und mir waren doch nur noch der britische und der französische Kultusminister eingeweiht. Jetzt freilich hat letzterer kalte Füße bekommen und umgehend seinen russischen Amtskollegen informiert, mit dem er bei einem kleinen Umtrunk vor einigen Monaten anläßlich eines Freundschaftsbesuchs Brüderschaft gesoffen hatte. Tja, Wodka löst bekanntlich die Zunge, besonders wenn er - wie hier üblich - in Strömen fließt. Und siehe da, kaum war die schöne Geheimhaltung futsch, schon entzog man mir die Leitung des Einsatzes wieder. Schließlich seien ja alle britischen Staatsbürger befreit und wohlauf, und der Rest sei nun Aufgabe der hiesigen Behörden. Klar, die Lorbeeren für den Einsatz kassieren die ALFA-Männchen vor Ort und den eventuellen Ruhm nebst Finderlohn beim Wiederbeschaffen des millionenschweren Gemäldes gleich obendrauf. Meine Aufenthaltsgenehmigung unterdess wurde auf 24 Stunden begrenzt, was mir nach Meinung der Russen genug Zeit gibt, meinen Abschlußbericht zu schreiben und die Einsatztruppen vor Ort ausreichend mit allen notwendigen Informationen zu briefen. Ein Hoch auf die internationale Diplomatie! Hätte ich diesen verdammten Job doch nie angenommen. Seit zwei Tagen werden meine Befugnisse andauernd eingeschränkt, und der Premier haut mir bereits im Vorfeld zu diesem ersten großen Einsatz meiner jungen Karriere kräftig auf die Finger. Am schlimmsten aber waren die feierliche Gala zur Amtseinführung beim Premierminister und die vorangegangene Vorstellung beim diplomatischen Corps am Freitag. Ich dachte ja immer, je höher man klettert, desto mehr ist man ganz allein der, der den Ton angibt. Stattdessen muß ich mich bei den ganzen Frackträgern um Erhalt des lieben Friedens willen mit meiner leicht extrovertierten Art ganz mächtig zurückhalten. Wissen Sie, Sir, als ich da auf der Gala am Freitagabend mit den ganzen aufgeblasenen Finanzheinis und den geistig unterbelichteten Promispinnern ständig nur Süßholz raspeln durfte, ertappte ich mich einmal sogar dabei, daß ich mich schon selbst wie dieser ewig gut gelaunte, senile Charmebolzen Svensson anhörte. Diese erschütternde Erkenntnis hat mir sogleich einen eiskalten Schauer des Entsetzens über den Rücken gejagt. Ach was nützt all das Jammern, Augen zu und durch! Morgen abend bin ich jedenfalls wieder daheim. Und ich freu mich schon darauf, bei einer guten Flasche englischen Bieres in aller Ruhe den Sonnenuntergang auf meiner 'SIMONE' zu genießen. Aber davon bitte kein Sterbenswörtchen zu Ihrer Tochter, Sir! Sonst ist es Essig mit dem Genuß und vor allem mit der Ruhe. Ich meld mich wieder". Sprach er und legte auf.

Freakadelly aber grübelte über all die beunruhigenden Neuigkeiten nach. Ein Meisterwerk war verschwunden, mit ihm die Spur der gesuchten Terroristen und ebenso die Spur Yelenas, deren Rolle bei dem Ganzen noch völlig unklar schien. Sollte sie wirklich über all die Jahre eine schlafende Laus im Pelz des Yard gewesen sein. Vor allem in Bezug auf das, was dieser Umstand für seinen armen unglücklichen Freund Lukas bedeuten würde, wagte er sich das erst gar nicht vorzustellen. Seine Gedanken flogen zu Svensson, der noch vor wenigen Stunden eben hier im Büro hilfesuchend vor ihm stand. Was mochte er wohl jetzt gerade tun?

Lukas Svensson ahnte nichts von all den neuen Entwicklungen und den Fragen, welche diese aufwarfen. Er traf zusammen mit seinem Schützling Timmy gerade am Bahnhof ein, wo Derrik Crawler die Zwei freudestrahlend empfing. In der rechten Hand hielt der junge Inspektor dabei einen ganzen Stapel Reisetickets, mit denen er aufgeregt umherwedelte: "Mister Svensson! Mister Hackerman! Sie ahnen ja gar nicht, was für ein Glück wir haben. Normalerweise muß man bei einer Zugfahrt nach Moskau mindestens zweimal umsteigen und hat dabei noch jede Menge nervenzehrender Aufenthaltszeit auf den verschiedenen Umstiegsbahnhöfen. Aber derzeit läuft gerade das sogenannte 'Go West'-Projekt einer privaten russisch-britischen Eisenbahngesellschaft namens 'Eastern Union', deren mit Liegewagen ausgestatteter Schnellzug uns innerhalb von nur 37 Stunden direkt von hier nach Moskau bringt. Möglich wird diese vergleichsweise kurze Reisezeit vor allem dadurch, daß die Bahn nur an zwei Orten Halt macht - zum einen im belgischen Brüssel und zum anderen an der polnisch-russischen Grenze". Lukas Svensson klopfte Crawler sichtlich beeindruckt auf die Schulter: "Gut gemacht, Mister Crawler! Damit sparen wir uns nicht nur einiges an Aufregung und Streß, sondern auch noch jede Menge kostbare Zeit. Na dann, laßt uns aufbrechen, Männer!". Crawler übernahm mit seinem Wissen um den richtigen Bahnsteig kurzerhand die Führung der Reisegruppe, und gemeinsam bestiegen sie eine Viertelstunde später voller Tatendrang den Schnellzug nach Moskau. Beim Einsteigen gab Derrik Crawler dann auch Timmy dessen Handy zurück. Und auf die Frage des Svensson-Schützlings, ob der Anruf bei seiner Freundin geklappt habe, nickte der Angesprochene offensichtlich ein wenig beschämt nur stumm mit dem Kopf. Im Innern des Zuges verstauten die Drei erst einmal ihr Gepäck im reservierten Liegewagenabteil, welches sie sich mit einem schlicht gekleideten Herrn in Begleitung seiner augenscheinlich hochschwangeren Frau teilten. Sie nahmen allesamt auf ihren Sitzen Platz und beäugten sich dabei stumm gegenseitig. Und es war - wie zu erwarten - einmal mehr Lukas, der mit seiner aufgeschlossenen Art das gegenseitige Kennenlernen in Gang brachte, in dem er sich mit freundlichem Lächeln den unbekannten Paar zuwandte: "Also dann, wenn Sie erlauben, daß ich mich bekanntmache: Mein Name ist Svensson, Lukas Svensson. Und das zu meiner Rechten und Linken sind meine beiden Reisebegleiter Tim Hackerman und Derrik Crawler. Lächeln Sie ruhig mal ein wenig, Mister Crawler! Sie werden sehen, es steht Ihnen. Und mit wem haben wir die Ehre, wenn ich fragen darf?!". Just in diesem Augenblick setzte sich unter gewaltigem Ruckeln der Zug unter ihnen in Bewegung, wobei alle fünf Insassen gehörig durchgeschüttelt wurden. Die Vorstellungsrunde fand durch diesen Gewaltakt eine kurze Unterbrechung, während die Lokomotive in schneller werdendem Tempo den Bahnhof hinter sich ließ und all die Menschen in den ihr angekoppelten Wagen mitnahm auf die Reise in die Ferne und damit in eine mehr oder minder abenteuerliche Zukunft ...

[Wird fortgesetzt]

+++ CRIMINAL MINDS +++ DALLAS +++ CASTLE +++ DOCTOR WHO +++ 24 +++

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sven1421

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Samstag, 15. September 2012, 08:34

Episode 9: Zügiges Vorankommen

Auf dem ihm vorbestimmten Schienenweg kämpfte sich das tonnenschwere stählerne Monstrum mit den beiden gespenstisch funkelnden Scheinwerferaugen ächzend, quietschend und klappernd durch die nächtliche Landschaft. Mit zunehmendem Tempo wurden dabei seine Bewegungen ruhiger und gleichmäßiger, so daß man auch in Svenssons Abteil die zuvor unterbrochene Unterhaltung nun wieder aufnehmen konnte. Die schwangere junge Frau reichte Lukas Svensson ein wenig schüchtern die Hand und sprach: "Mein Name ist Lunjewa, Olga Lunjewa. Und das ist mein Mann Sergej". Dabei schaute sie mit funkelnden Augen in das Gesicht des schnauzbärtigen Mannes, welcher bei all dem Ruckeln des Zuges liebevoll schützend den rechten Arm um ihre Schulter gelegt hatte. Nun löste er für einen Moment jene zärtliche Umarmung und reichte dem Ex-Inspektor und seinen Männern ebenfalls die Hand: "Lunew, angenehm! Aber sie können ruhig Sergej zu mir sagen. Wir werden ja die nächsten 37 Stunden eh gemeinsam auf engstem Raum verbringen". Derrik Crawler erhob sich von seinem Sitz und vollführte vor dem Pärchen eine tiefe Verbeugung, wobei er raunte: "Ich heiße Crawler, Inspektor Crawler!". Tim trat ihm dabei ein wenig unsanft gegen das Schienbein, und Lukas Svensson meinte lächelnd: "Aber, aber! Mit so einer bierernsten Vorstellung erschrecken sie uns ja die junge Frau! Sie haben den Herrn doch gehört, also Schluß jetzt mit den Förmlichkeiten. Für die nächsten anderthalb Tage sind wir Fünf eine verschworene Gemeinschaft, eine kleine, große Familie sozusagen. Das sind Olga und Sergej, ich bin der Lukas, Du der Derrik und das neben mir ist Timmy". Tim Hackerman nickte eifrig zustimmend. Nur Derrik schaute noch ein wenig unschlüssig drein und setzte sich zaghaft wieder.

Die fünf Reisegefährten nutzten in der Folge die gemeinsame Zeit, sich näher miteinander bekannt zu machen. Dabei erfuhren die drei Engländer, daß Olga und Sergej bei Olgas Schwester Helena zu Besuch gewesen und nun vor ihrer endgültigen Heimkehr noch nach Moskau zu Sergejs Bruder Pjotr unterwegs waren. Im Gepäck hatten sie jede Menge Geschenke von der britischen Insel: drei Garnituren warme Baumwollbettwäsche, zwei große Kochtöpfe und eine bunte gut gefütterte Babytragetasche. Die Beiden hatten außerdem noch mehrere Plastikdosen mit selbstgemachten Pelmeni von ihrer Schwester als Reiseproviant dabei. Lukas Svensson kannte dieses russische Nationalgericht sowohl aus seiner Zeit mit Nina als auch aus den Jahren mit Yelena nur all zu gut, und er liebte diese in Brühe gekochten und mit Hackfleisch gefüllten Teigtaschen, die man vorzugsweise mit Schmand verfeinerte. Tim als Junggeselle ließ sich die Zutaten und die Zubreitung von Olga und Sergej genaustens erklären und schrieb dabei auf seinem Laptop all die kleinen Tips und Tricks, die Olga ganz nebenbei fallen ließ, genaustens mit. Mittags gab es dann selbstverständlich für alle gleich eine Probe jener Köstlichkeit, und auch die beiden in puncto russischer Küche völlig unbedarften Reisebegleiter Svenssons waren hellauf begeistert. Nach Abschluß des opulenten Mahls zwinkerte Sergej seiner Gattin kurz zu, was diese aus langjähriger Erfahrung sofort zu deuten verstand. Aus der Tiefe ihres Reisegepäcks beförderte sie eine große glasklare Flasche mit ebenso klarem Inhalt und blauem Etikett sowie drei kleine Schnapsgläschen zutage. Sergej aber meinte gleichzeitig seinen Reisebegleitern gegenüber mit erwartungsvollem Lächeln und einladender Geste: "Sto Gramm, meine Freunde! Heißes Wässerchen, sa sdarowje!". Hier sah sich Lukas, der das Ganze sofort begriffen hatte, gegenüber den beiden verdutzt schauenden Jungs zum Übersetzen jener typisch russischen Geflogenheit genötigt: "Das heiße Wässerchen heißt auf gut russisch Wodka, sto Gramm sind hundert Gramm - die übliche Einzelportion dieses Getränks. Und sa sdarowje ...". Sergej hielt den Dreien die inzwischen gefüllten Gläser unter die Nasen, während er Lukas letzten Satz gleich selbst beendete: "Das heißt: Auf die Gesundheit! Oder Cheers, wie ihr Engländer sagt!".

Derrik Crawler verzog bei diesen Worten eigentümlich das Gesicht, während sich seine Hand Sergejs hochprozentigem Angebot ablehnend entgegenstreckte. Fragend schaute ihn der Russe an, und Timmy versuchte auf seine Art, das Verhalten seines Sitznachbarn zu erklären: "Tja, Mamis Liebling hat vor kurzem ein wenig zu tief ins Gläschen geschaut - oder sagen wir mal: In mehrere Gläschen. Da war der letzte Vierzigpprozentige dann wohl schlecht, und Klein-Derrik wurde ganz böse übel. Und zu guter Letzt, als ihm das Gesöff dann richtig zu Kopf gestiegen war, da hat er auch noch seinen obersten Chef ...". Diesmal trat Derrik Tim unsanft gegen die Wade und murrte: "Das gehört nicht hierher, Sir, Timmy!". Sergejs Gesicht war bei dem Schlagabtausch der beiden Jungen anzusehen, daß ihm die Erklärung nicht ganz ausreichte. Er fühlte sich scheinbar durch Derriks strikte Ablehnung in seiner Gastfreundschaft verletzt. Olga versuchte, die angespannte Situation zu entschärfen, indem sie einwarf: "Vielleicht möchte Derrik ja lieber Tee. Nebenan bei uns im Frauenabteil hat ein Mütterchen seinen Samowar dabei. Damit kann ich eins-zwei-fix heißes Wasser und einen hervorragenden russischen Tschai zaubern, wenn Sie möchten!". Derrik nickte eifrig, aber Sergejs Miene blieb noch immer versteinert. Jetzt versuchte sich der Ex-Inspektor selbst an der Entkrampfung der Lage, indem er das begonnene Wortspiel um die internationalen Trinksprüche noch einmal aufgriff: "Übrigens lautet der übliche Trinkspruch in meinem Geburtsland: Zum Wohl!". Damit stand er auf und knallte militärisch zackig die Hacken zusammen. Was Sergej betraf, war damit das Eis gebrochen, denn er prustete umgehend lachend heraus: "Jawoll, mein Herr! Zum Wohle!". Doch jetzt war es seine Gattin, die einen Augenblick wie angewurzelt mit offenem Mund dastand und schließlich sogar weinend auf den Flur hinauslief. Lukas schaute ihr fassungslos nach. Hatte er etwas Falsches gesagt oder getan? Er war sich doch gar keiner Schuld bewußt. Sergej aber, dessen Lachen mit einem Male verstummt war, senkte den Kopf und flüsterte: "Entschuldigung! Du kannst nichts dafür, nicht mal ich hab im Eifer des Gefechts dran gedacht. Aber Du mußt wissen, Lukas, die Faschisten haben seinerzeit ihre Urgroßeltern und zwei von deren Kindern nach Auschwitz gebracht und sie dort ermordet. Sie redet nicht viel darüber, aber sie reagiert dadurch ungeheuer emotional auf alles, was auch nur im Ansatz deutsch ist". Nun senkte auch Lukas sein Haupt. Ja, das war die schwärzeste Zeit in der Geschichte des deutschen Volkes, die leider auch ihn immer wieder einmal einholte.

Es war etwa eine Stunde vergangen. Im Abteil herrschte die ganze Zeit über eine eigenartig betretene Stimmung. Sergej hatte inzwischen den zuvor angekündigten Tschai für sich und seine Freunde bereiten lassen, und man verbrachte die Zeit weitestgehend schweigend mit Abwarten und Teetrinken. Olga aber hatte sich seit ihrer Flucht aus dem Abteil noch nicht wieder blicken lassen. Sergej erhob sich und wollte sich gerade entschuldigen, um nach seiner Frau zu sehen, als ihn Lukas zurückhielt: "Laß nur, Sergej! Ich glaube, ich sollte mit ihr reden!". Damit begab er sich schweren Schrittes auf den Gang. Lange mußte er nicht suchen. Olga stand an eines der Fenster gelehnt, ihr Gesicht schützend in den Händen verborgen. Nur hin und wieder gab sie ein Schluchzen von sich, dem dann unmittelbar eine zwischen den Fingern hindurchrinnende Träne folgte. Lukas blieb mit gebührendem Abstand vor ihr stehen und hielt ihr dabei ein Tempotaschentuch entgegen. Es dauerte ein Weilchen, bis sie kurz eine Hand vom Gesicht löste und das Papiertuch stumm entgegennahm. Dann schnäuzte sie sich dreimal. Lukas aber beugte sich ein paar Zentimeter zu ihr vor und flüsterte: "Es tut mir leid, Frau Lunjewa! Ich hatte ja keine Ahnung vom schrecklichen Schicksal ihrer Großmutter. Sonst hätte ich auf meinen geschmacklosen Einwurf verzichtet. Es war keineswegs meine Absicht, Sie zu verletzen! Nichts läge mir ferner. Manchmal trifft man eben aus reiner Unkenntnis beim anderen einen wunden Punkt. Wissen Sie, seit ich ein Kind bin, lebe ich nun mit diesen pechschwarzen und blutroten Flecken auf der auch sonst sicher nicht ganz weißen Weste meines ehemaligen Heimatlandes. Ich war gerade erst ein Jahr, als man Hitler und seiner Schreckensherrschaft gottseidank ein Ende setzte. Und dennoch hab ich das Erbe dieser Zeit ungefragt übergeholfen bekommen. Der Schatten des Hakenkreuzes hinterließ bei mir allein durch den Ort meiner Geburt einen häßlichen dunklen Fleck, den ich wohl lebenslang behalten werde. Das bekam ich schon als junger Knabe deutlich zu spüren. Als ich nach dem tödlichen Unfall meiner Eltern ein Jahr später auch noch meinen Onkel verlor, mußte ich ins Waisenhaus. Jenes Erziehungsheim nahe London mit dem traumhaft klingenden Namen 'Sunshine' war alles andere für mich als eitel Sonnenschein. Die anderen Kinder bekamen schnell heraus, wo ich geboren war, verdroschen mich und hänselten mich dabei als 'Kraut', das Schimpfwort der Briten für die bösen Deutschen. So wurde ich rasch zum Außenseiter. Aber gerade die Kenntnis um diesen düsteren Teil der Vergangenheit meiner Landsleute und die damit verbundenen bitteren Erfahrungen haben mich in meinem Leben stets dazu angespornt, Menschen offen und liebevoll zu begegnen. Nie sehe ich in jemandem vorrangig eine Hautfarbe oder Nationalität, sondern immer nur das einzigartige Gottesgeschöpf, welches ein Recht auf Leben, Liebe und Glück hat. Die Lehre aus dem völkermordenden Rassenwahn eines menschenverachtenden Psychopathen hat mich selbst zum Menschenfreund und zum multikulturellen Internationalisten werden lassen. Meine erste Frau ist - wie auch meine zukünftige - selbst gebürtige Russin. Auch sie haben Angehörige im zweiten Weltkrieg verloren und hatten daher innerlich erst - wenn auch nur unbewußt - ein wenig mit meiner deutschen Abstammung zu kämpfen. Doch sie verstanden rasch, daß nicht jeder Deutsche gleich ein Unmensch ist. Auch unter deutschem Himmel gibt es Gute wie Böse, über denen Gott die Sonne scheinen und es regnen läßt, so wie es die Bibel verheißt!".

Olga wischte sich die Tränen aus ihrem Gesicht. Ein klitzekleines Lächeln überflog ihr Gesicht, in das die beim Weinen verlaufene Wimperntusche lange schwarze Rinnsale gezogen hatte, dann hauchte sie: "Danke für das Taschentuch! Und für Deine Worte, Lukas! Wir sind doch noch beim Du, oder?!". Lukas nickte stumm, und Olga fuhr fort: "Du hast natürlich völlig Recht! Ich kannte die Deutschen bis heute eben nur aus den furchtbaren Erlebnissen meiner geliebten Babuschka, die als Einzige Auschwitz überlebte. Und dabei habe ich über das Schrecklichste, was mir meine Großmutter damals berichtete, noch gar nie gesprochen. Ich konnte es einfach keinem erzählen, nicht einmal meinem geliebten Sergej. Und doch ist es genau jene Schilderung, die so sehr auf meiner Seele lastet. Weißt Du, ein gewisser Doktor Mengele hat sich direkt nach der Ankunft meiner Familie im Lager noch an der Verladerampe des Zuges meiner Oma und ihrer beiden Zwillingsschwestern Lena und Olenka angenommen. Er versprach meinen Urgroßeltern, er werde sich um die Drei kümmern - sie aber sollten inzwischen nur ruhig erst einmal mit den anderen Erwachsenen duschen gehen. Von jener Giftdusche kehrten meine Uroma und mein Uropa natürlich nie wieder zurück. Der Himmel nahm sich später ihrer Seelen an, wie er es auch mit den verrußten Überresten ihrer - zuvor in den auf Hochtouren arbeitenden Öfen des Krematoriums verbrannten - Leiber getan hatte. Um die Zwillingsschwestern aber kümmerte sich Mengele wie versprochen - nur eben auf seine ganz spezielle, perverse Art und Weise. Er tauchte sie tagelang immer wieder abwechselnd in Eiswasser, dann in kochend heiße Salzlauge, bis sich ihre Haut wie Pelle abziehen ließ und das rohe Fleisch zum Vorschein brachte. Er spritzte ihnen geringe Dosen verschiedenster Gifte, ritzte ihnen Wunden in die unschuldigen kleinen Körper und verunreinigte die Einschnitte dann mit allerlei Dreck, so daß die Mädchen tagelang fieberten und schwer krank wurden. All das dokumentierte er akribisch. Und als er sie lang genug für seine widerlichen Experimente mißbraucht hatte, tötete er sie eiskalt mit einer Phenolinjektion, wonach er sie durch den Verbrennungsofen ihren Eltern nachschicken ließ. Anfang Januar 1945 geschah das alles, und auch meine Oma wäre wohl dem selben Schicksal zum Opfer gefallen, hätte sie nicht eine aushilfsweise eingeteilte deutsche Krankenschwester aus reinem Erbarmen in ihrer Unterkunft versteckt, wo sie dann bei der Befreiung des Lagers am 27. Januar 1945 von unseren Rotarmisten entdeckt wurde ...". Minutenlang standen sich Olga und Lukas, die nach dieser beide mit den Tränen zu kämpfen hatten, schweigend gegenüber. Dann aber schloß Olga ihre Schilderungen mit dem Satz: "Du hast Recht Lukas, es gibt auch die anderen Deutschen, die Retterin meiner Oma war eine von ihnen. Das begreife ich erst jetzt, wo ich mir die schwere Last einmal von der Seele reden durfte. Danke fürs Zuhören!". Lukas aber reichte Olga noch ein zweites Taschentuch. Und nach dem Trocknen ihrer verweinten Gesichter kehrten Beide wieder ins Abteil zu den anderen zurück.

Hier empfing sie inzwischen eine wieder deutlich gelöstere Stimmung. Sergej hatte seine Mundharmonika aus dem Gepäck hervorgeholt und ließ seine Lippen und die vom Wodka gelöste Zunge eifrig über das Instrument gleiten. Tim und Derrik aber hatten sich eingehakt und sangen aus voller Kehle: "Durch die Wiesen zog hurtig Katjuscha, zu des Flußes steiler Uferwand". Lukas und Olga setzten sich zu ihren jeweiligen Männern und hakten sich vorsichtig mit ein. Schnell vergaßen die Zwei durch jene ansteckende Heiterkeit ihr ernstes Gespräch und scherzten und lachten mit den drei Anderen. Irgendwann war das Lied verklungen und ein neues mußte her. Bei allem Nachgrübeln über ein geeignetes Sangesobjekt riß schließlich Derrik die Hand in die Höhe und trällerte sofort los: "Ka-ka-lin-ka, Kalinka, Kalinka, maja!". Olga und Sergej stimmten sofort ein, Timmy aber blickte stumm zu Lukas herüber, der mit einem Male den Kopf betreten gesenkt hatte und schließlich das Abteil erneut verließ. Derrik, dem das Fortlaufen des Ex-Inspektors scheinbar neben Tim als Einzigem aufgefallen war, stubste seinen Sitznachbarn an und raunte: "Was hat Sir Lukas denn?". Timmy schüttelte traurig den Kopf: "Hättest Du vneulich abend Deinen noblen Schädel nicht die ganze Zeit in die Kloschüssel gesteckt, dann wäre Dir Einfallspinsel sicher auch nicht entgangen, daß 'Kalinka' das Lied ist, welches der DJ den ganzen Abend des Junggesellenabschieds über gespielt hat und das ihn nur wieder an das Verschwinden seiner Braut erinnert hat!". Derrik zuckte unschuldig mit den Schultern: "Konnt ich ja nicht ahnen! Entschuldige! Ich geh ihm gleich nach!". Tim aber hielt ihn am Ärmel zurück: "Laß das lieber! Wie ich Dich kenne, fragst Du ihn gleich noch, wie man sich als verlassener Bräutigam so fühlt, oder irgendwas ähnlich Dummes. Gib ihm lieber die Zeit, die er jetzt für sich braucht! Er kommt schon von allein wieder! Und keine Sorge, wie man richtig mit Menschen und ihren Gefühlen umgeht, lernst Du ja vielleicht auch noch, wenn Du Dir nur genug Zeit läßt!". Derrik aber senkte bedrückt den Kopf, während Olga und ihr Mann aus voller Kehle weitersangen.

Es war wieder einige Zeit vergangen. Der kleine Zeiger auf Lukas Svenssons Taschenuhr bewegte sich langsam auf die Zwölf zu. Im Abteil bei den Anderen wurde es langsam ruhiger. Man schien sich bettfertig zu machen. Dafür hörte Lukas umso deutlicher die Nachrichten, die aus einem Kofferradio in einem anderen Abteil an sein Ohr drangen: "Auf einem etwas abseits gelegenen ehemaligen Militärflughafen nahe Moskau kam es in den frühen Morgenstunden des heutigen Tages zu einer unblutigen Befreiungsaktion für die Geiseln der entführten britischen Linienmaschine ST241. Die 120 Passagiere blieben dabei unverletzt, von den drei Entführern sowie der Frau in ihrer Begleitung fehlt weiter jede Spur, ebenso wie von dem mit ihnen verschwundenen Munch-Gemälde 'Der blaue Schrei', welches die Maschine anscheinend ursprünglich von London in den Pariser Louvre überführen sollte ...".

Lukas, der dem Nachrichtensprecher aufmerksam gelauscht hatte, stand nun mit traurigen Augen nachdenklich auf dem Gang. Schließlich öffnete er eines der Zugfenster und steckte den Kopf weit hinaus. Sein Blick schweifte dabei zu beiden Seiten in die menschenleere Weite, die - so weit das Auge reichte - momentan einzig und allein aus Wald und Wiese bestand. Die kalte Nachtluft traf beim Hinauslehnen auf seine - mit den Jahren größer gewordene - Denkerstirn. Es war nicht leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren, wenn einem doch innerlich immer mehr zum Heulen zumute war. Angesichts der schier aussichtslosen Lage war es wohl auch kein Wunder, wenn selbst ein unverbesserlicher Optimist wie er nun zum Verzweifeln und Resignieren neigte. Um dieses wertvolle Gemälde ging es den Entführern also anscheinend. Yelena aber war zusammen mit ihnen und dem Bild verschwunden, und es gab nach derzeitigen Erkenntnissen keinerlei Spur von ihr. Jetzt, wo ihr Leben in jeder Sekunde gefährdet war und die Chance ihrer Rettung statistisch gesehen mit jeder Minute stetig abnahm, war er in diesem langsam vor sich her kriechenden Eisenbahnwaggon quasi ein Gefangener der Zeit. Verurteilt zu mindestens noch weiteren 18 Stunden nervenaufreibenden Nichtstunkönnens. Und dennoch bäumte sich in ihm etwas auf, eine geradezu übermenschliche Kraft, die trotz allem nicht bereit war, einfach aufzugeben. Es war die Hoffnung auf ein gutes Ende, die ihn weiter vorantrieb - mutigen, festen Schrittes durch all die nagenden Zweifel und düstersten Befürchtungen hindurch. Ja, er glich dabei einem Schriftsteller, der noch eine lange wortreiche Strecke bis zur letzten ungeschriebenen Seite seines dramatischen Romans zurückzulegen hat, und der auf dem beschwerlichen Wege dorthin doch stets ein Happy End im geistigen Auge behält.

Freakadelly unterdess machte in seinem Londoner Büro momentan das Verschwinden Yelenas weitaus weniger Kopfzerbrechen als vielmehr jenes entwendete Meisterwerk, von dessen geplantem Transport nach Frankreich allein eine Handvoll Leute wußten. Daß die Entführer es dennoch so schnell und zielsicher an sich bringen konnten, ließ nur einen Schluß zu: Es mußte bei Charles Wannabe oder im Umfeld der beiden eingeweihten Kultusminister ein Leck geben - irgendeine undichte Stelle, die mit den Terroristen in direkter Verbindung stand.

Auch im Zug nach Moskau machte man sich derzeit große Sorgen wegen einer undichten Stelle. Ganz aufgeregt kam nämlich kurz vor Mitternacht plötzlich Tim Hackerman auf den Korridor geeilt und meldete Svensson, daß es im Zugabteil scheinbar ein Loch im Dach geben müsse, durch das Regenwasser käme. Lukas zeigte sich äußerst erstaunt, denn bei seinem Rundblick hatte er draußen weit und breit keinen einzigen Regentropfen bemerkt. Timmy aber ließ ihm keine Zeit, weiter nachzudenken. Er packte den Arm des Ex-Inspektors und zog ihn mit sich zurück ins Abteil. Dort angekommen bemerkte Svensson sofort Olga Lunjewa, die schwer atmend mit hochrotem Gesicht auf der inzwischen ausgeklappten Schlafpritsche ihres Mannes kauerte. Dem Ex-Inspektor genügte ein einziger Blick auf die auf dem Teppichboden vor ihr immer größer werdende Pfütze zwischen ihren Beinen, um zu erkennen, was hier wirklich vor sich ging. Das war kein Regenwasser, Olgas Fruchtblase war geplatzt. Und diesem unerwarteten Vorboten würde mit ziemlicher Sicherheit innerhalb den nächsten Stunden ein hoffentlich freudiges Ereignis folgen: die zügige, wenn auch ein wenig verfrühte Ankunft eines neuen Erdenbürgers ...

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sven1421

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10

Samstag, 15. September 2012, 08:36

Episode 10: Geburtsnachhilfe

Noch einmal eilte Svensson zum Fenster im Flur zurück und warf sein Haupt dem Fahrtwind entgegen. Und noch immer erblickte er - wie schon zuvor - ringsum nur Wald und Felder. Und wenn ihm dieser Anblick auch noch vor wenigen Minuten recht poetisch anmutete, so machte er ihm nun ein wenig Sorgen. Kein Krankenhaus weit und breit, nicht einmal eine lausige kleine Arztpraxis mit irgend so einem Landdoktor. Nein, in dieser schweren Stunde gab es für Olga und ihren Nachwuchs nur eine Hoffnung, und die hieß Lukas Svensson. Schnellen Fußes bewegte er sich - wenn auch auf zittrigen Beinen - zurück ins Abteil, die Geburt seiner kleinen Lisa ins Gedächtnis zurückrufend, um sich mit klarem, kühlen Kopf in der unter seinen Mitreisenden gerade entstehenden Panik nun umgehend ganz als Herr der Lage zu zeigen. Sergej, den angehenden Herrn Papa, der - soeben von einem Toilettengang zurückgekehrend - bereits jetzt blasser wirkte als die Mutter selbst, beorderte Lukas ersteinmal zum Stützen und Händchenhalten direkt hinter seine Frau. Timmy schickte er mit dem zweiten, unbenutzten Kochtopf aus dem Reisegepäck der Lunjews ins Nebenabteil. Dort sollten die untergebrachten Damen dann auf ihrem Samowar Wasser abkochen. Derrik aber bekam die Anweisung, die geschenkte Baumwollbettwäsche aus Sergejs Reisetasche zu entnehmen, aufzureißen und unter Olgas Leib auf der Schafpritsche zu verteilen. Mehr klinische Sterilität war unter diesen widrigen Umständen einfach nicht drin.

Svensson holte noch einmal tief Luft und fragte Olga dann erst einmal, in welchem Abstand die Wehen inzwischen kämen. Sie meinte daraufhin, in der letzten halben Stunde hätten sie diese schmerzvollen Schübe insgesamt dreimal heimgesucht, aber immer nur etwa eine Minute angedauert. Alles deutete somit - wie zu erwarten - auf die Eröffnungsphase der Geburt hin. Inzwischen war auch Timmy vom Wasserholen zurück. Svensson krempelte die Ärmel seines Oberhemds hoch und tauchte seine Hände kurz in den dampfendheißen Inhalt des Kochtopfes. Dann streifte er unter dem ängstlichen Blick Sergejs Olgas Kleid nach oben und zog ihr vorsichtig den völlig durchnäßten Baumwollschlüpfer aus. Er schaute Sergej dabei tief in die Augen und sprach mit ruhiger, fester Stimme zu seiner Frau und ihm: "Vertrauen Sie mir, ich weiß, was ich tue!". Insgeheim bangte er darum, daß er mit diesen Worten Recht behielte und sendete gleichzeitig ein stummes Stoßgebet gen Himmel.

In der Folge erhöhte sich die Intensität und Dauer der ankommenden Wehen ebenso, wie sich ihr Abstand langsam auf etwa alle 3 bis 4 Minuten einstellte. Dann wurden die Schmerzen größer und das Zucken in Olgas Unterleib verstärkte sich. Lukas und der noch immer recht blasse Sergej redeten im Wechsel beruhigend auf die Gebärende ein, während sich vor Lukas Augen ihr Muttermund infolge der Wehen immer weiter öffnete. Es kam dem Ex-Inspektor wie eine Ewigkeit vor, bis aus dem weit geöffneten Becken der Mutter der Ansatz des Kindskopfes herauszuschauen begann. Svensson versuchte dabei zu erkennen, in welche Richtung der drängelnde Nachwuchs wohl schauen möge, denn er wußte von den intensiven theoretischen Geburtsvorbereitungen mit seiner Exfrau Nina her, daß dies für den reibungslosen Verlauf der Geburt ziemlich entscheidend sein würde. Dabei glaubte er zu erkennen, daß sich das Köpfchen in Verlauf der beiden folgenden Wehenschübe langsam von einem seitlich zu den Hüften der Frau Mama zu einem Richtung Steiß der Mutter gewandten Blick drehte. Erleichterung hielt dabei Einzug in Svenssons Gesicht: Bis jetzt verlief also alles geradezu lehrbuchhaft.

Zum wirklich entspannten Durchatmen und Jubeln blieben allerdings weder der angehenden Mutter noch Lukas Svensson wirklich viel Zeit. Im Gegenteil: Die Wehen kamen jetzt etwa alle zwei Minuten, der geöffnete Muttermund hatte einen Durchmesser von zirka 10 Zentimetern. Unter dem steigenden Druck des Kopfes ihres Nachwuchses in ihrem Becken fühlte sich nun auch Olgas Körper instinktiv zu einem stärkeren Pressen genötigt. Dem galt es allerdings bewußt entgegenzuwirken, damit der Kopf des Kindes und auch Olgas Unterleib bei der Geburt keinen Schaden nähmen. Lukas tauchte seine Hände also erneut das von Timmy alle 10 Minuten erneuerte, abgekochte Wasser des Kochtopfs und drückte dann vorsichtig von unten gegen den Kindskopf. Er spürte, wie das kleine glitschige Köpfchen in seinen Händen bei dem gezügelten Vorstoß ins Freie langsam von einer gebeugten Haltung in eine Überstreckung überging. Das Ganze, dessen Dauer allen Beteiligten erneut wie eine Ewigkeit anmutete, gipfelte schließlich in der vollständigen Geburt des Kopfes, dem dann eine deutliche Wehenpause folgte. Olga war ganz erschöpft und versuchte angestrengt, ihren Kopf vom Schoße ihres Mannes zu heben, um so zu erkennen, was da am anderen Ende ihres Körpers eigentlich aus ihr herausragte. Lukas aber beruhigte sie und meinte, sie solle die kurze Atempause gut nutzen, es läge ja doch noch ein ganzes Stück Anstrengung vor ihr.

Der Ex-Inspektor sollte Recht behalten. Zeitgleich mit Timmys nächster Heißwasserlieferung kehrten auch die Wehen zurück, wobei der Kindskopf in ihrem Verlauf erneut eine Drehung vollführte - diesmal in Richtung der rechten Hüfte der Mutter. Der Geburt der Schultern stand damit nichts mehr im Wege, und so preßten die kommenden zwei Wehenschübe den Leib des Neugeborenen den Händen Svenssons auch weiter und weiter entgegen. Bei der dritten Wehe aber faßte sich Lukas ein Herz und packte das Kind vorsichtig bei den Schultern, um so dessen ganzen Körper dem erschöpften Leib der Mutter zu entziehen. Mit glasigen Augen hielt er das von einer dicken Schicht aus Schleim und Blut umgebene zitternde Würmchen in seinen ebenso zitternden Armen. Dann rief er Timmy zu sich heran und bat ihn, dem Neuankömmling quasi als Willkommensgruß einen ordentlichen Klaps auf den Po zu geben. Timmy war ein wenig verdutzt, dennoch folgte er sprachlos der Bitte Svenssons. Unter seinem sanften Schlag öffnete das Kind sogleich seine Lippen und meldete sich mit einem ohrenbetäubenden Schrei als neuer Erdenbürger zu Wort.

Es vergingen ein paar Augenblicke, die man ringsum einfach überglücklich dem zu Herzen gehenden Gebrüll des Neugeborenen lauschte, dann begann Lukas mit einem trockenen Zipfel der sonst so schleimdurchtränkten Bettwäsche, das Kind vorsichtig zu säubern. Derrik riß derweil auf Lukas Geheiß schon ein weiteres Bettwäschepaket auf und faltete den darin enthaltenen Bettbezug ordentlich zweimal zusammen. In die entstandene warme Hülle wurde das Neugeborene nun eingelegt, während der Ex-Inspektor den Inspektor zu seinem Koffer zitierte, um aus der Seitentasche ein Nageletui und die Brieftasche Svenssons zu entnehmen. Und als Derrik endlich beides in Händen haltend mit fragendem Blick vor Lukas stand, meinte dieser augenzwinkernd recht doppeldeutig: "Zeit zum Abnabeln, Derrik!". Derrik Crawler hatte offensichtlich keine Ahnung, was Lukas von ihm wollte, und so mußte der nun doch ein wenig mehr ins Detail gehen: "Nimm die Nagelschere aus dem Etui und tauch sie vor Dir ins heiße Wasser! Dann wirf mal einen Blick in das Kleingeldfach meiner Geldbörse. Da muß so eine kleine Plastikklemme sein, auf der handgeschrieben Lisa steht. Die nimmst Du raus und öffnest sie schonmal!". Derrik schaute ein wenig entgeistert, tat aber, wie ihm geheißen. Lukas hielt ihm im Gegenzug die Nabelschnur entgegen, die Mutter und Kind immer noch miteinander verband: "So, Derrik, jetzt tauchst Du die Klemme ins heiße Wasser, legst sie hier oben an und drückst sie zu! Und dann durchschneidest Du darüber die Nabelschnur!". Derrik folgte ein wenig zögernd auch dieser Anweisung Svenssons. Und ein kleines stolzes Lächeln zog in sein Gesicht ein, als nach geglückter Nabelschnurdurchtrennung das Neugeborene endlich den wartenden Händen seiner Mutter übergeben werden konnte.

Eine halbe Stunde und einige Nachwehen später kam dann auch die Nachgeburt. Lukas hatte schon damals bei der Geburt seiner Lisa nicht verstanden, wie man einem blutig eingelegten, unansehnlichen Gewebehaufen den wohlklingenden Beinamen Mutterkuchen verpassen konnte. Und so kümmerte er sich darum, daß Timmy den unschönen Anblick mitsamt dem unter Mutter und Kind vorsichtig weggerollten, blut- und schleimdurchtränkten Bettbezug rasch im Abfallbehälter des nahegelegenen Eisenbahnabteil-WC's entsorgte.

Langsam erhob sich Svensson von der Pritsche. Die Beine waren ihm eingeschlafen, und der Rücken schmerzte vom langen unbequemen Sitzen. Aber all das war momentan ganz nebensächlich. Die unendliche Freude über seine aktive Teilnahme an der Zur-Welt-Bringung eines neuen Menschenlebens überwog. Er schritt bedächtig zu seinem Koffer und fischte seine Seifendose heraus. Dann begab er sich mit dem darin enthaltenen wohlriechenden Seifenstück zurück zum wassergefüllten Kochtopf und wusch sich ausgiebig Hände und Unterarme. Sein Blick aber ruhte dabei nahezu ununterbrochen auf Mutter und Kind, die durch seine Mithilfe glücklich vereint auf der Pritsche lagen. Olga hob den Blick von ihrem Lager und lächelte Lukas an. Dabei hauchte sie erschöpft: "Ich weiß gar nicht, wie ich Dir jemals danken soll, Lukas! Ohne Deine Hilfe und die Deiner beiden Jungs hätte ich nicht gewußt, wie ich das alles durchstehen sollte! Es tut mir leid, daß ich Dich allein aufgrund des Ortes Deiner Geburt vorhin einfach mit jener Bestie im Lager über einen Kamm scheren wollte. Niemand kann sich schließlich den Ort seiner Geburt aussuchen, Du nicht, ich nicht und - wie Du siehst - mein Kind auch nicht. Alles kommt, wie es kommen soll! Also: Danke, Lukas! Tausend Dank für alles!". Lukas schüttelte sichtlich gerührt den Kopf: "Da gibt es nichts zu danken, Olga! Ich hab einfach nur getan, was mir mein Herz und mein Verstand in dieser Situation befahlen. Betrachten wir den unkomplizierten Verlauf und das daraus resultierende neue menschliche Leben einfach als Geschenke Gottes! Und sorgen wir Zwei gemeinsam mit der gesamten Menschheit dafür, daß uns und unseren Kindern jene grauenvollen Erfahrungen Deiner Vorfahren erspart bleiben". Nocheinmal blickte er der schwach nickenden Olga tief in die Augen. Dann aber schaute er in das Gesicht des Neugeborenen, und für eine Sekunde glaubte er, darin das Antlitz eines jungen Mädchens wiederzuerkennen. Es war ihm - kindlich naiv lächelnd - einmal auf einem Foto begegnet, welches auf der ersten Seite eines Tagebuchs eingeklebt war. Als Svensson dem Mädchen allerdings von Angesicht zu Angesicht begegnet war, da hatte die rauhe Wirklichkeit des Lebens jenes unbeschwerte Lächeln längst hinweggefegt. Lukas' Gedanken kehrten zurück in die Gegenwart, und es bewegte ihn dabei nur ein einziger Wunsch: Möge Olgas Kind sein Lächeln nie verlieren! Niemals!

Sergej, dessen Gesicht inzwischen wieder deutlich an Farbe gewonnen hatte, riß Lukas aus seinen Gedanken heraus: "Danke, Freund Lukas! Für alles, was Du getan hast für uns Drei! Aber sag mal, was ist es denn nun eigentlich - ein Mädchen oder ein Junge?!". Lukas lächelte verschmitzt: "Also für einen Stammhalter fehlt Deinem Nachwuchs eine winzige Kleinigkeit, fürchte ich mal!". Sergej strahlte: "Eine kleine Djewuschka, ein Mädchen! Das habe ich mir doch immer gewünscht! Aber Olenka, meine kleine Ljubiminka, wie soll unser Schätzchen denn nun heißen? Wir haben uns doch immer nur Jungensnamen überlegt!". Olga schaute ratsuchend zu Lukas herüber: "Du hast unsere Kleine zur Welt gebracht, vielleicht könntest Du ihr einen Namen geben?!". Erneut war der Ex-Inspektor sichtlich gerührt. Und er brauchte auch gar nicht lang zu überlegen: "Ich würde sie gern Francesca nennen, wenn Euch das recht ist?! Ich kenne da nämlich jemanden, der durch widrige Umstände weit fort von hier auf sehr beengtem Raum lebt und den diese Namensgebung sicher unheimlich freuen würde!". Olga schaute ihren Sergej fragend an, der aber nickte sofort ganz begeistert: "Francesca! Was für ein wundervoller Name!". Lukas trat noch einmal einen Schritt an die glücklichen Eltern und ihren Nachwuchs heran: "Ja, ein bezaubernder Name für ein noch viel bezaubernderes Geschöpf!". Mit diesen Worten fuhr er behutsam über die winzigkleinen Finger des Mädchens und schüttelte dann Mutter und Vater Lunjew umso kräftiger die Hand. Sergej aber meinte mit stolzgeschwellter Brust: "Das freudige Ereignis muß begossen werden, meine Freunde!". Lukas nickte Tim und Derrik, die tief beeindruckt vom soeben Erlebten wie angewurzelt dastanden, zu: "Ja, kommt nur, Ihr beiden frischgebackenen Geburtshelfer. Seine Feuertaufe hat unser Team bestens bestanden, da haben wir uns einen hochprozentigen Schluck wohlverdient. Außerdem möchten Vater, Mutter und Kind sicher jetzt auch mal ein wenig allein sein!". Lukas Svensson zwinkerte Olga und Sergej zu, schnappte sich die halbvolle Wodkaflasche und die drei Schnapsgläser vom Fensterbrett und entschwand mit seinen beiden Jungs auf den Korridor des Zuges.

Dort angekommen aber drückte er Derrik und Timmy je ein Glas in die Hand und schenkte erst ihnen und dann auch sich einen ordentlichen Schluck ein. Gemeinsam ließen sie die Gläser aneinander klirren und leerten sie dann in einem Zuge. Dabei hatte Derrik seine noch kurz zuvor demonstrierte Abneigung gegen Hochprozentiges scheinbar völlig vergessen. Erst als er das leere Glas in Händen hielt, wurde ihm bewußt, daß sich gerade eine nicht unbeträchtliche Menge Alkohol den Weg durch seinen Körper bahnte. Seine Augen begannen, sich augenblicklich zu röten, und seine Nasenflügel zuckten plötzlich wie wild. Schließlich entfuhr ihm ein lauter Nieser, dann ein zweiter und ein dritter. Zwischen den Niesattacken aber keuchte er, sichtlich nach Atem ringend: "Entschuldigt bitte, aber ich hab da so eine leichte Alkohol-Allergie! Hat mal jemand ein paar ...". Ein weiterer Nieser unterbrach seine begonnene Frage, die Timmy für ihn zuendeführte: "Taschentücher? Meinst Du vielleicht sowas hier?!". Damit zog er eine Packung Papiertaschentücher aus seiner Jeanshose und reichte sie dem nickenden Derrik. "Danke, Sir!", erwiderte dieser kurzatmig, während er gleichzeitig lautstark in eines der Taschentücher prustete. Timmy aber schüttelte den Kopf: "Jetzt laß endlich den Blödsinn mit diesem Sir, Du alter Affe! Hast Du's schon wieder vergessen! Er Lukas, ich Timmy und Du ...". Schnäuzend ergänzte nun Derrik: "Ja, und ich Chita, oder wie?!". Tim Hackerman nickte anerkennend: "Mensch, der Schnösel hat ja ansatzweise sogar sowas wie Humor! Wer hätte das gedacht?!". Und während Timmy Derrik sichtlich beeindruckt auf die Schulter schlug, hielt Lukas Svensson das erschöpfte, stetig kahler werdende Haupt einmal mehr aus dem geöffneten Zugfenster. Sein geistiges Auge verarbeitete dabei langsam all die verschiedenen Bilder der gerade hinter sich gebrachten Geburt. Alles war gut gegangen, völlig unkompliziert und mit einem glücklichen Ende für die Beteiligten. Ein paar Sorgenfältchen ließen dennoch im gleichen Augenblick seine Stirn runzeln. Wenn doch nur die Suche nach Yelena ebenso problemlos verlaufen würde! Und einmal mehr bahnte sich ein stummes Stoßgebet den Weg gen Himmel, während der Zug die polnisch-russische Grenze erreichte ...

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Samstag, 15. September 2012, 08:37

Episode 11: Grausiger Empfang

Mit quietschenden Rädern fuhr der Schellzug der "Eastern Union" im Bahnhof ein. Es dauerte einige Momente, bis der stählerne Koloß dabei zum Stehen kam, und noch ein paar weitere Sekunden, bis ihm die ersten seiner Fahrgäste entstiegen. Über die auf dem Bahnsteig angebrachten Lautsprecher tönte eine verzerrte weibliche Stimme, die ihre Ansage erst in für den Laien unverständlichem Russisch, dann aber auch in gebrochenem Englisch machte: "Werte Fahrgäste! Willkommen in Moskau Bjelarusskie Woksal! Der auf Gleis 24 eingefahrene Schnelle Zug aus London endet hier! Bitte steigen Sie zügig aus und vermeiden Sie im Interesse aller Reisenden allzu lange Aufenthalte auf dem Bahnsteig! Vielen Dank und einen angenehmen Aufenthalt in der Hauptstadt der Russischen Föderation!". Ein lautes Knacken beendete die Ansage just in dem Moment, in dem auch Lukas Svensson, Tim Hackerman und Derrik Crawler mit ihrem Reisegepäck den Zug verließen.

Lukas Svensson stellte seinen Koffer für einen Augenblick auf dem Bahnsteig ab und holte, wie er es stets am Zielort einer langen Reise zu tun pflegte, erst einmal kräftig Luft. Dabei schloß er die Augen, um die so aufgesogenen Gerüche auf sich wirken zu lassen und zu analysieren. Was ihm da in die Nase stieg, war eine Mischung aus verschiedenen Parfümnoten, dem Duft von frisch gebackenem Brot, Gewürzen und selbstgemachter Wurst, aber auch das unverwechselbare Flair von Benzin, Maschinenöl und Dieselabgasen. Der Ex-Inspektor hatte seine Geruchsanalyse beendet und öffnete die Augen wieder. Um ihn herum herrschte buntes Treiben. Reisende und die auf sie Wartenden fielen sich überall glücklich in die Arme und begrüßten sich dabei wortreich. Dieser Anblick ließ ein wenig Wehmut bei Lukas aufkommen. Nur allzu gern wäre auch er hier an Ort und Stelle seiner Yelena um den Hals gefallen, hätte sie fest an sich gedrückt und ihr wundervolles Gesicht über und über mit Küssen bedeckt, aber sie war nicht da. Stattdessen stellte sich gerade in den letzten Stunden bei Svensson immer wieder das ungute Gefühl ein, er könne zu spät kommen - zu spät um sie noch lachend und lebend ... Nein, er verdrängte diesen dunklen Gedanken aus seinem Kopf, noch bevor er ihn überhaupt zuende denken konnte. Stattdessen ergriff er blitzschnell seinen vor ihm stehenden Koffer und hielt in alle Richtungen Ausschau ...

Dabei kramte er aus der Brusttasche seines Oberhemdes ein altes vergilbtes Foto hervor - einen Schwarzweiß-Schnappschuß, der Olga und Sergej Ljunew mit einem spitzbärtigen Mann zusammen zeigte. Der Spitzbart trug dabei eine Art Schirmmütze auf dem Kopf. Olga hatte ihm das Foto gegeben, kurz bevor sie gemeinsam mit Sergej und ihrer kleinen Francesca am russischen Grenzbahnhof den Zug verlassen hatte. Und Sergej hatte den drei Engländern beim tränenreichen Abschied versprochen, seinen Bruder Pjotr - eben jenen Mann auf dem Foto - anzurufen, sobald die junge Familie im nächstgelegenen Krankenhaus eintraf, wo Francesca und ihre Mutter nach der unverhofften Niederkunft erst einmal eingehend untersucht werden sollten. Pjotr Uljanow, den aufgrund seines Aussehens alle nur Lenin II zu nennen pflegten, würde sie dann am Moskauer Bahnhof abholen - so hatte es Sergej Svensson und seinen Begleitern zugesagt. Und da Sergejs Brüderchen zu allem Überfluß auch noch ein gewiefter Gebrauchtwagenhändler war, bekämen die Drei von ihm als kleines Dankeschön für ihre Heldentat bei der Geburt Francescas ein Auto zur Verfügung gestellt für ihre Suche nach Yelena.

Endlich erspähte Lukas im langsam abnehmenden Menschengewühl einen Mann, der dem auf dem Foto glich, und der - ebenfalls aufgeregt um sich schauend - eine Art Pappschild in der Hand hielt. Auf dem Schild aber stand in großen filzstiftgeschriebenen Druckbuchstaben: "CBEHCCOHb". Und da Lukas des Kyrillischen Alphabets mächtig war, dechiffrierte er daraus umgehend seinen schwedisch anmutenden Nachnamen. Dabei riß er freudestrahlend die freie linke Hand in die Luft, um so den etwas abseits stehenden Pjotr auf sich aufmerksam zu machen. Der nahm schließlich das Handzeichen wahr und lief dem Ex-Inspektor entgegen. Pjotr Uljanow reichte Svensson die Hand zum Gruß und sprach: "Herr Svensson?! Schön, Sie kennenzulernen! Dann müssen das da wohl Herr Hakkermann und Herr Krauler sein?!". Damit deutete er auf den inzwischen auf seiner Reisetasche hockenden Timmy, der geistesabwesend wild in die Tasten seines Laptops hämmerte, und auf einen etwas miesepetrig dreinschauenden Derrik, dem offensichtlich die falsche Aussprache seines Nachnamens gegen den Strich ging. Es dauerte einen Moment, bis der junge Inspektor seinen Verdruß überwunden hatte, dann aber holte er tief Luft und streckte dem Bruder Sergejs auch seine Hand entgegen: "Nennen Sie mich doch einfach Derrik! Das ist easier!". Pjotr, der Derriks Hand ausgiebig schüttelte, schaute bei Crawlers letztem Satz ein wenig verdutzt, während er gleichzeitig mit dem Zeigefinger auf Tim Hackerman deutete: "Isi-Er? Wer ist denn Isi? Er? Mein Bruder hatte doch gesagt, der andere junge Mann hieße Tim?!". Eben jener Tim beendete mit einem lauten Freudenschrei die leicht verwirrende Begrüßungsrunde: "Heureka! Ich habs! Lukas, Derrik - ich bin drin! Es hat mich ein paar Umwege über einen lokalen Hacker und den Server eines Moskauer Nachrichtensenders gekostet, ich mußte ein paar selbsterstellte Subroutinen laufen lassen und einen relativ harmlosen Trojaner in Umlauf bringen, aber ich hab sämtliche Firewalls umschifft und nun Zugriff auf das russische Web!". Jetzt verstand nicht nur Pjotr nur noch Bahnhof, auch Lukas Svensson hatte keine Ahnung, wovon sein kleines Computergenie da redete. Wer servierte in welchem Lokal was beim Nachrichtensender? Was um alles in der Welt war eine Suppenroutine? Und was hatten ein sagenumwobener Holzgaul in einer russischen Suppe und ein Schiff, welches feurigen Wänden auswich, nur um so letztendlich ins Netz der Russen zu gelangen, mit alldem zu tun? Derrik Crawler bemerkte das Unverständnis, welches Tims Fachchinesisch bei den beiden älteren Semstern hervorrief und versuchte sich an einer altersgerechten Übersetzung: "Was mein Freund, Sir Tim, sagen möchte, ist: Er hat es auf etwas unkonventionelle Art geschafft, ins russische Internet zu kommen, wo er jetzt über die Ortung des Senders im Armreif wieder die Spur von Sir Lukas' verschwundener Verlobten aufnehmen kann!". Lukas und Pjotr nickten zufrieden und dankbar für diese Aufklärung. Tim aber sah fragend zu Derrik herauf und zuckte nur leicht mit den Schultern: "Sag ich doch! Und ich hab dank einem Abgleich mit Google Maps auch schon genau den Standort des Armreifs bestimmen können. Das Schmuckstück befindet sich etwa 65 Kilometer westlich von hier und verändert seine Position momentan anscheinend auch nicht". Lukas Svensson klatschte aufgeregt in die Hände: "Also gut, was stehen wir dann noch hier rum?! Ab in unseren fahrbaren Untersatz und dann nichts wie auf nach Westen!".

Der Aufforderung Svenssons folgeleistend klappte Computerfreak Timmy seinen Laptop zusammen. Dann nahmen die drei Männer ihr Reisegepäck und folgten Pjotr durch die Bahnhofsvorhalle ins Freie. Auf dem Parkplatz präsentierte ihnen der Spitzbärtige stolz ihr sichtlich abgenutztes Reisemobil - einen weißen Trabant 601S mit orangefarbenem Dach. Tim kratzte sich unschlüssig am Kopf, während er um das Unikum aus früherer ostdeutscher Massenproduktion herumlief: "Was ist das denn? Das ist doch kein Auto, allenfalls ein bunt angemalter Pappkarton!". Durch die eingestaubte Scheibe warf er dabei einen entsetzten Blick ins Wageninnere auf das recht übersichtlich gehaltene Amaturenbrett und die zugehörigen Hebel und Schalter: "Und die ganzen Schaltelemente sind ja geradezu vorsintflutlich! Das Ding kann vielleicht der gute alte Noah durch die Gegend schiffern, aber ich nicht!". Betrübt schaute er dabei zu Svensson und Pjotr herüber und zog die Schultern nach oben. "Tja, meine Herren, dann ist jetzt wohl die Sternstunde des Herrn Krauler angebrochen, denke ich mal", tönte es plötzlich in ihrem Rücken. Derrik rieb sich verzückt die Hände, während er gleichzeitig ein paar Schritte auf die zweifarbige Rennpappe zuging: "Was Ihr nämlich - wie noch so vieles von mir - nicht wißt, ist, daß ich einen Faible für osteuropäische Kultur in allgemeinen und Autos im besonderen habe. Die meiste Zeit meines Urlaubs verbringe ich in Polen und den westlichen Republiken der ehemaligen Sowjetunion mit Gleichgesinnten bei Motorcrossrennen in gemeinsam zusammengezimmerten Automobilen. Ich hab dabei schon in so manchem Trabi gesessen, und beherrsche all seine antiken Steuerelemente wie aus dem FF!". Der Rest der Männerrunde zeigte sich von dieser unerwarteten Offenbarung Crawlers sichtlich überrumpelt. Nur Ptjor Uljanow nickte anerkennend mit dem Kopf und überließ dem jungen Wilden die Schlüssel zu der gebrauchten Pappschachtel auf Rädern. Derrik nahm grinsend auf dem Fahrersitz Platz und öffnete für seine Mitstreiter durch Entriegelung des zugehörigen Stiftes die Beifahrertür. Die Lehne des Beifahrersitzes klappte er mit einem geübten Handgriff nach vorn, so daß Lukas und Tim auf der Rückbank Platz nehmen konnten. Dann startete er fachmännisch den Motor und legte geräuschvoll den Gang ein. Und während er in rasant zügiger werdendem Tempo den Bahnhofsvorplatz und den ihnen nachwinkenden Pjotr hinter sich ließ, sprach er mit augenzwinkerndem Blick in den Rückspiegel: "So, und nun dirigier mich mal schön durch die Wallachei, Timothy, damit wir die zukünftige Misses Svensson rasch den Armen ihrer Kidnapper entreißen können!". Timmy, der über Derriks plötzliche Wandlung zum osteuropäischen Rennfahrer immer noch so verblüfft war, daß er sogar vergaß, ihn wegen der Verschandelung seines extra kurzgehaltenen Vornamens anzublaffen, öffnete den Laptop auf seinem Schoß wieder und gab seinem Steuermann mittels Karte und Armreifpeilung präzise Anweisungen über jeden notwendigen Wechsel der Fahrroute. Da diese dabei so klar und exakt wie von einem professionellen Navigationsgerät kamen, konnte Derrik zwischenzeitlich nicht umhin, seinen neuen Gefährten immer wieder scherzhaft als "Tim-Tim" zu bezeichnen, was dieser aber im Feuereifer seiner Aufgabe absichtlich einfach zu überhören schien. Dafür waren Lukas und er auch einfach viel zu sehr damit beschäftigt, ganz nebenbei noch das extreme Durchgeschütteltwerden auszugleichen, welches die Kombination aus ungenügender Stoßdämpfung und holpriger Wegstrecke im Wageninnern bei ihnen auslösten.

Nach einer guten Stunde Fahrt quer durch Moskau und Umgebung langten die Drei endlich am vermeintlichen Ziel ihrer Suche an. Es handelte sich auch hier deutlich erkennbar um ein in einem kleinen Wäldchen gelegenes ehemaliges Militärgelände. Die drei Trabiinsassen entstiegen eilends ihrem engen Gefährt, und während sich Svensson aufgrund eines schmerzenden Rückens erst einmal reckte und streckte, verglich Tim noch einmal genau ihren Standpunkt mit dem des Peilsendersignals. Dann wies er über den Maschendrahtzaun hinweg in Richtung Norden und sprach: "Etwa 100 bis 200 Meter von hier müßte sich das Armband befinden. Genauer kann ich das zur Zeit nicht ermitteln, da ich hier leider keine Internetverbindung mehr habe!". Wildentschlossen machte Svensson den Anfang und kletterte über den anderthalb Meter hohen Maschendrahtzaun. Dabei gab er für sein Alter bemerkenswerterweise eine ausgesprochen gute Figur ab, auch als er von oben direkt ins Geländeinnere herabsprang. Seine Begleiter folgten ihm auf gleiche Weise nach. Erst Derrik, der drinnen angekommen den Laptop übernahm, dann auch dessen Beitzer Timmy, der sich beim etwas unbedarften Absprung zu allem Überfluß noch einen Dreiangel ins Hosenbein riß. Zum Fluchen blieb ihm allerdings keine Zeit, stattdessen pirschten sich die drei Männer im Schutze des dicht bewachsenen Nadelwäldchens und der einsätzenden Dämmerung auf leisen Sohlen von Baum zu Baum, bis sie schließlich vor dem vermoosten Eingang eines alten Armeebunkers landeten. Tim nahm eine in seiner Hosentasche mitgeführte Taschenlampe zur Hand und leuchtete mit ihr den Eingangsbereich jenes Bunkers ab. Das große Eisentor schien auf den ersten Blick lange nicht mehr benutzt worden zu sein, alles war staubig und verrostet. Erst wenn man genauer hinsah, entdeckte man, daß das Vorhängeschloß am Tor offenstand und aus seinem Schlüsselloch frisches Öl tropfte. Lukas Svensson entriegelte das Tor und zog es vorsichtig auf - bemüht, dabei nur keinen Lärm zu verursachen. Als er und seine Begleiter dann ins Innere des Bunkers traten, vernahmen sie mit einem Male ein leises, klägliches Wimmern, das mit jedem weiteren Schritt in den Bunker hinein lauter wurde und schließlich zu einem deutlich vernehmbaren Weinen anschwoll. Eine tränenerstickte Stimme schallte den Dreien schließlich beim genaueren Hinhorchen entgegen, und was sie und das von ihr in Gang gesetzte gruselige Echo zwischen den Bunkerwänden dabei ängstlich ausrief, ging Lukas augenblicklich durch Mark und Bein und schnürte ihm merklich die Kehle zu: "Lukas, mein Liebes, Gutes! Mein Gott, Bosche moij, ich Dich werden noch einmal wiedersehen in dieses Leben?!". Lukas löste sich aus seiner Erstarrung. Das war Yelena, seine Yelena, die danach ihm rief. Er mußte zu ihr, mußte sie retten - sie, die nur noch wenige Schritte entfernt sein konnte. Wild entschlossen entriß er Timmy die Taschenlampe und stürmte im Halbdunkel vor, immer tiefer und tiefer ins Bunkerinnere. Dabei eroberte er Raum um Raum des durch zahlreiche Steinwände in unzählige Kammern unterteilten schaurigen Gebäudes, in dem das Wasser gespenstisch widerhallend von den Wänden zu Boden tropfte. Er wurde schneller ... er rannte, er suchte, rannte weiter ... Er geriet außer Atem, denn er lief um sein und um Yelenas Leben ...
Dann peitschte ein Schluß durch das Dunkel, hallte wieder und wieder und wieder ... bevor es mit einem Male totenstill wurde in dem riesigen Gebaüde. Lukas Svensson erstarrte erneut, dann riß er Augen und Mund weit auf und brüllte verzweifelt in die Dunkelheit des Raumes hinein: "Yeleeena! Yeleeeeena!" ... Doch so oft er seinen Schrei auch wiederholte, nur sein eigenes Echo antwortete ihm ...

Er blieb wie angewurzelt stehen, die Beine verweigerten ihm den Dienst. Er merkte, wie sie langsam weich wurden, wie der Boden unter seinen Füßen zu wanken begann. Schließlich sank er auf die Knie, wobei die Taschenlampe aus seinen Händen glitt und geräuschvoll zu Boden fiel. In ihrem spärlichen Schein aber zeichnete sich unmittelbar vor ihm die Silhouette einer mit dem Gesicht zum Boden liegenden Frau ab, aus deren durchlöchertem Hinterkopf Blut auf den schmutzigen Betonboden sickerte. An ihrem rechten Handgelenk jedoch trug sie - deutlich erkennbar - einen silbernen Armreif ...

Für Lukas Svensson war dieser schreckliche Anblick einfach zuviel. Vor seinen wild zuckenden Augen wurde es mit einem Schlag finster und er sank bewußtlos zu Boden ...

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sven1421

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12

Samstag, 15. September 2012, 08:39

Episode 12: Sekunden bis zur Ewigkeit

Tick-tack, tick-tack, tick-tack ... Um ihn herum war alles schwarz. Nur langsam durchbrach der matte Schein zweier gelb leuchtender, eng nebeneinander stehender Digitalziffern die Dunkelheit. Sie bauten sich mit einer Art knisterndem Geräusch vor seinem geistigen Auge auf, bis Lukas sie schließlich in ihrer vollen Leuchtkraft ganz deutlich vor sich sah: Eine Zwei und eine Vier. Dazu hörte er wie von ferne eine vertraute männliche Stimme. Es war die seines Freundes Jack aus dem fernen Los Angeles, die ihm zuflüsterte: "Die folgenden Ereignisse finden zwischen 19 und 20 Uhr statt, am Tage der Ermordung Deiner zukünftigen Braut Yelena Zladkaja. Alles, was Du siehst und hörst, geschieht in Echtzeit". Das zugehörige Schriftbild erschien und verschwand wieder. An seiner Stelle teilte sich nun das Bild auf. Es entstanden mehrere rechteckige Kästchen mit verschiedenen Bildern darin. Eines zeigte ihn, Lukas Svensson, im schwarzen Anzug. Das Kästchen daneben aber zeigte eine Frau ganz in weiß. Es war seine Yelena im schneeweißen Brautkleid. Doch was war das, in Großaufnahme darunter? Inmitten des leuchtendweißen Stoffes zeichnete sich ein häßlicher roter Fleck ab. Die Bilder wechselten und mit ihnen auch ihre Position innerhalb des großen Ganzen. Oben rechts erschien jetzt eine Waffe, die von einer ausgestreckten Hand gehalten wurde und einen Schuß abgab. Unmittelbar darunter erkannte Lukas das bleiche Gesicht seiner Yelena, links daneben aber entstand eine immer größer werdende rote Blutlache, die einem zerschossenen Hinterkopf entsprang. Und direkt darüber war ein funkelnder silberner Armreif zu sehen. Namen tauchten zwischen den einzelnen Bildkästen auf, im gleichen Gelb wie die leuchtenden Ziffern am Beginn. Namen, die Lukas völlig unbekannt waren: Kiefer Sutherland, Leslie Hope, Elisha Cuthbert, Mary Lynn Rajskub, Carlos Bernard, Sarah Clarke und Michael Massee. Die Namen kamen und verschwanden wieder. Was blieb, waren die Bilder, die sich in diesem Moment wieder neu positionierten. Wieder war Lukas festlich gekleidet und hielt einen Jungen im Arm, sein Enkelkind, wie er glaubte. Dem Kind aber tropfte etwas Feuchtes von der Stirn, das Lukas mit seinem Taschentuch eifrig fortzuwischen versuchte. In einem weiteren Kästchen erblickte er sich im gleichen schwarzen Anzug wie zuvor an einem offenen Grab, dicke Tränen liefen über sein Gesicht. Er hielt den Kopf gesenkt, als ihm plötzlich jemand sachte auf die Schulter klopfte und flüsterte: "Lukas?! Lukas, wir wollten doch heiraten! Es wird Zeit, komm doch ..."

"Komm doch ... komm endlich zu Dir, Lukas!". Es war Timmys Stimme, die nun ganz deutlich an Svenssons Ohr drang und ihn damit aus seinem merkwürdigen Ohnmachtstraum in die harte, kalte Wirklichkeit zurückbeförderte. Der Ex-Inspektor schlug langsam die Augen auf und raunte: "Wo bin ich? Was ist geschehen? Timmy, Derrik, seid ihr das?". Tim Hackerman, welcher schon die ganze Zeit über neben Lukas auf dem Boden kniete, schluchzte: "Ja, endlich! Er kommt wieder zu sich! Derrik, reich mir die Blechdose mit dem aufgefangenen Wasser und das Papiertaschentuch!". Derrik folgte widerspruchslos den klaren Anweisungen Timmys. Svenssons Schützling aber tauchte einen Zipfel des Papiertuchs ins Wasser der Konservenbüchse und tupfte damit vorsichtig die kaltschweißige Stirn seines Freundes ab. Langsam kehrte bei Lukas Svensson die Erinnerung wieder, eine grausige Erinnerung an das, was ihn kurz zuvor zu Boden geworfen hatte. Mühevoll richtete seinen Oberkörper auf und schaute sich um. Nein, es war leider Gottes kein Albtraum gewesen. Ein paar Meter entfernt von ihm lag immer noch ein lebloser Frauenkörper im Schein des Taschenlampenlichts auf dem kalten, feuchten Betonboden. Lukas zog die Knie an seinen Oberkörper heran und stützte sich mit der rechten Hand auf Timmys Schulter ab, während er unter Mobilisierung aller vorhandenen Kräfte aufzustehen versuchte. Timmy wollte ihn zurückhalten, aber er löste sich aus dem Griff seines Schützlings: "Bitte laß mich, Tim! Ich kann nicht anders! Ich muß es mit eigenen Augen sehen, muß ihr Gesicht sehen, es begreifen! Selbst wenn es mich umbringt, es muß sein!". Damit schwankte er langsam auf die am Boden liegende Leiche zu. Er sah den silbernen Reif an ihrem rechten Unterarm, erblickte die klaffende Wunde an ihrem Hinterkopf, umrahmt von all dem inzwischen angetrockneten Blut. Behutsam hob er den schlaffen Frauenkörper ein wenig an, und drehte ihn aus dem Lichtkegel der Taschenlampe heraus auf den Rücken. Wie kalt und starr sie sich doch anfühlte? Und dabei hatte er seine Yelena so warm und lebendig in Erinnerung. Mit zitternden Händen ertastete er die Taschenlampe auf dem Fußboden und hob sie auf. Er scheute sich innerlich davor und dennoch erhob er sie langsam und leuchtete in das blasse, leicht blaugefleckte Gesicht der Toten, deren Augen ihm weit aufgerissen entgegenstarrten. Tränenströme brachen sich Bahn über das ganze Gesicht des Ex-Inspektors und die Hände in die Luft reißend schrie er: "Mein Gott! Mein Gott ...".

"... sie ist es nicht! Das ist nicht meine Yelena! Mein Schatz ist nicht tot. Mein Gott, sie lebt!". Erleichterung breitete sich über seinen ganzen zitternden Körper aus, selbst hier im Angesicht des Todes. Ein tonnenschwerer Stein fiel von seiner Seele ab, und sein Poltern schien dabei mehrfach im Dunkel des riesigen Bunkers nachzuhallen. Es vergingen ein paar Sekunden, dann aber beugte sich Lukas Svensson noch einmal zu der Leiche jener unbekannten jungen Frau herab und schloß ihr mit Daumen und Zeigefinger beider Hände behutsam die toten Augen. Er legte in dieser Haltung eine kurze Schweigeminute ein, dann entfernte er vorsichtig den Armreif von ihrem Handgelenk und starrte ihn seufzend an. Die Freude, daß die Tote vor ihm nicht seine Yelena war, bekam dabei gleichzeitig einen merkwürdig faden Beigeschmack. Ja, natürlich, seine Yelena lebte, doch ohne den Armreif mit dem Sender war ihre Spur kalt, so kalt wie die Haut am Handgelenk der Toten. Langsam versuchte sich Lukas wieder aufzurichten. Seine linke Hand streifte in diesem Augenblick versehentlich den Gürtel der Toten und registierte einen daran angebrachten Gegenstand, auf den der Ex-Inspektor jetzt rasch das Licht der Taschenlampe ausrichtete. Er erkannte dabei eine Art Diktiergerät, wie es ihm Freakadelly mit auf die Reise gegeben hatte. Nur daß es sich hier um ein etwas älteres Modell zu handeln schien, in dessem Inneren sich eine Microkassette verbarg. Lukas nahm das Gerät an sich, erhob sich wieder und überreichte es zusammen mit der Lampe seinem Technikexperten Timmy. Der drückte kurzerhand einen der Knöpfe, worauf deutlich hörbar ein Rückspulprozeß in Gang gesetzt wurde. Als das Band nach ein paar Sekunden stoppte, drückte Timmy den Wiedergabeknopf. Etwa eine halbe Minute war nichts zu vernehmen außer das gleichmäßige Laufgeräusch des Kassettenbandes. Dann aber folgte nur umso lauter jenes flehende "Lukas, mein Liebes, Gutes! Mein Gott, Bosche moij, ich Dich werden noch einmal wiedersehen in dieses Leben?!" seiner Yelena, welches die Drei schon beim Betreten des Bunkers so gespenstisch widerhallend empfangen hatte. Lukas Svensson schossen dabei erneut die Tränen in die Augen, Tränen der Verzweiflung und Tränen der Wut. Mit einer Tonbandkonserve hatte man ihn also zum Narren gehalten und ihn und seine Jungs in die Tiefen dieses Bunkerlochs gelockt. Und dabei war seine Yelena gar nicht hier, vielleicht nie hier gewesen. Zornig verkrampften sich seine Hände zu Fäusten, als plötzlich von irgendwoher ein lautes Poltern zu vernehmen war.

Timmy schaute bei dem widerhallenden Poltergeräusch entgeistert in die Richtung, aus der die Drei zuvor nach Betreten des Bunkers gekommen waren. Dann rief er ganz entsetzt: "Ich glaube, da hat gerade jemand die Bunkertür zugehauen". Derrik entriß Svensson blitzartig die Taschenlampe und entschwand damit schnellen Schrittes in Richtung Ausgangstür. Wenige Sekunden später kam er zurückgerannt und keuchte sichtlich außer Atem: "Stimmt ... Hattest ... Recht ... Zu ... Verriegelt ... die Tür ... von außen ... zugesperrt! Jemand ... hat uns ... hier drinnen ... eingesperrt!". Tim, der in diesem Moment die Taschenlampe wieder übernommen hatte, richtete deren Lichtstrahl über die unbekannte Frauenleiche hinweg in eine der äußersten Ecken der dunklen Bunkerkammer. Dabei sprach er mit zittriger Stimme: "Und das ist, glaube ich, noch nicht mal unser größtes Problem!". Lukas folgte dem Schein der Lampe und sah im finsteren Eck erneut zwei gelbe Ziffern aufleuchten, eine Zwei und eine Vier. Doch dieses Mal waren sie durch einen ebenfalls leuchtenden Doppelpunkt voneinander getrennt und hinter der Vier war noch eine, wenn auch etwas verblaßte dünnbäuchige Null zu sehen. Lukas schritt langsam auf die Leuchtanzeige zu. Tim, der mit der Taschenlampe seine Schritte begleitete, wollte ihn noch warnen, aber es war schon zu spät. Die Füße des Ex-Inspektors berührten einen dünnen, über die ganze Länge des Betonbodens gespannten Draht, es machte deutlich hörbar Klick, und die bis dato starre Leuchtzifferanzeige setzte sich in Form eines Countdowns in Bewegung ...

2:40 ... 2:39 ... 2:38 ... Tims Taschenlampenstrahl suchte erneut die Leuchtanzeige mit dem nun im Sekundentakt blinkenden Doppelpunkt, während sich Lukas Svensson ihr jetzt nur umso schneller näherte. Der Ex-Inspektor kniete nieder und besah sich das Ganze genauer. Kein Zweifel: Bei dem, was da mit ein paar Drähten hinter dem Leuchtdisplay angebracht war, handelte es sich um einige Kilogramm Plastiksprengstoff C4 - ausreichend, um den gesamten Bunker und seine nähere Umgebung mit einem großen Knall dem Erdboden gleich zu machen. Wieder ging Lukas Blick' zu den Leuchtziffern ...

2:20 ... 2:19 ... 2:18 ... Svenssons Schützling war herbeigeeilt und kniete jetzt unmittelbar neben seinem Freund. Dabei ließ er mit seiner Taschenfunzel die Zeitzünderbombe gleich in einem ganz neuen Licht erscheinen. Insgesamt drei Drähte wurden sichtbar, die vom Display zu einer Art Sprengkapsel, fest eingebettet in die hochexplosive Masse, führten: ein roter, ein blauer und ein weißer. Tim zuckte nervös mit den Schultern: "Was sollen wir nur tun, Sir? Wenn wir nichts unternehmen, fliegen wir in Kürze in die Luft. Unterbrechen wir den Stromkreis an der falschen Stelle, fliegen wir vermutlich auch in die Luft. Lukas, so sagen Sie doch was?!". Lukas Svensson aber starrte nur weiter hilflos auf die Leuchtanzeige ...

2:00 ... 1:59 ... 1:58 ... Tim packte in diesem Augenblick blanke Todesangst. Und aus ihr wurde in seinem Innern ein verzweifelter Übermut geboren - einer, der die Drei am Ende vermutlich nur noch sicherer und schneller ins Jenseits befördern würde. Zum Äußersten entschlossen ergriff er den weißen Draht und schrie wie ein Verrückter: "Irgendwer muß doch hier was unternehmen! Ich halt dieses schreckliche Warten nicht länger aus! Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben je tue, ich zieh diesen verdammten Drecksdraht jetzt raus ...". Lukas versuchte nicht einmal, ihn von seinem verzweifelten Unterfangen abzuhalten, hatte er doch selbst keine bessere Lösung parat ...

1:40 ... 1:39 ... 1:38 ... Ein heftiger Schlag traf Timmy mitten ins Gesicht und ließ ihn erschrocken seine verkrampften Finger wieder von dem weißen Draht lösen. Es war Derrik, der ihm da eine saftige Ohrfeige verpaßt hatte und nun seinerseits brüllte: "Niemand zieht hier irgendwas aus dem Teil raus! Sag mal, bist Du denn bescheuert! Du bringst uns doch alle um! Schließlich hast Du Computerfreak gar keine Ahnung davon, wie man mit einem solchen Sprengsatz umgeht!". Timmy rieb sich die schmerzende Wange und winselte dabei: "Aber Du Dreikäsehoch bist hier der Meister der Bombenentschärfung, oder was?! Wenn der Herr so schlau ist, dann tu doch endlich was! Wir sind schließlich allesamt noch viel zu jung zum Draufgehen!". Derrik Crawler nickte entschlossen: "Ganz recht! Doch erst muß man einen kühlen Kopf bewahren und nachdenken, dann handeln!". Lukas aber bekam von dem hitzigen Wortgefecht seiner Reisebegleiter herzlich wenig mit. Er folgte auch weiter mit starrem Blick dem tödlichen Zahlenspiel der blinkenden Digitalanzeige ...

1:20 ... 1:19 ... 1:18 ... Derrik entriß Timmy die Taschenlampe wieder und strahlte die Bombe von allen Seiten an. Er kratzte sich nachdenklich am Kopf, dann hob er den gesamten Sprengsatz vorsichtig hoch. Dabei murmelte er zufrieden: "Mit dem Untergrund verdrahtet ist das Teil nicht. Das ist doch erstmal eine gute Nachricht!". Panisch kreischend unterbrach Timmy Derriks Selbstgespräch: "Gute Nachricht? Du hast sie doch nicht mehr alle, Du Idiot! Soll ich Dir mal eine schlechte Nachricht mitteilen?! In einer guten Minute sind wir alle tot!". Derrik aber schüttelte gelassen den Kopf: "Nur, wenn Du hier weiter rumschreist wie ein Irrer und mich damit von der Arbeit abhälst! Also halt einfach die Klappe, sieh mir zu und lerne ...". Damit steckte er sich die Taschenlampe in den Mund und nahm vorsichtig den gesamten Sprengsatz an sich, so daß dieser sich dem Blick des Ex-Inspektors entzog ...

1:00 ... 0:59 ... 0:58 ... Mit ruhiger Hand und einem aus der Hosentasche hervorgezauberten Taschenmesser trennte Derrik Crawler die Plastiksprengstoffmasse unterhalb der Verdrahtung sachgerecht ab, so daß sie in einen verdrahteten und einen unverdrahteten Teil zerfiel. Den unverdrahteten Teil, der deutlich größer war, überreichte er Timmy und flüsterte ihm dabei zu: "Keine Sorge, ohne Kabel ist das Zeug völlig harmlos. Wireless LAN ohne Verbindung zum Router, um es mal in Deiner Sprache zu umschreiben. Kannst Dir aus der Knetmasse ja ein kleines Angsthäschen baun, während Onkel Derrik seine explosive Fracht ausliefert". Dabei warf er noch einmal ein Auge auf die wild blinkende Leuchtanzeige ...

0:40 ... 0:39 ... 0:38 ... Forschen Schrittes trabte Derrik mit dem C4 in Händen und der Taschenlampe im Mund in Richtung Bunkertür, wo er den minimierten Sprengsatz vorsichtig niederlegte. Dann rannte er rasch zu Tim und Lukas zurück, die er beide entschlossen am Arm packte und mit sich in den hintersten Teil des Bunkers zog. Hier angelangt aber brüllte er laut: "Alle Mann in Deckung!". Mit diesem Kommando warfen sich er und die zwei völlig überrumpelten Männer mit dem Gesicht zu Boden, die Hände zum Schutz der Ohren instinktiv nach dem alten Atomangriff-Lehrfilmmotto "Duck & Cover" über dem Kopf verschränkend ...

0:15 ... 0:14 ... 0:13 ... Lukas Svensson hatte den Countdown die ganze Zeit über stumm im Kopf mitgezählt. Und dann flutete mit einem Male ein ohrenbetäubender Lärm den Bunker. Die Erde bebte unter den Körpern des starr am Boden liegenden Dreiergespannes. Riesige Massen feinsten Betonstaubes lösten sich von der Decke und den Wänden und nebelten damit den gesamten Bunker gräulich ein.

Es kam den Dreien wie eine Ewigkeit vor, bis die Erschütterung unter und der ohrenbetäubende Lärm über ihnen endlich wieder nachließen. Vorsichtig erhoben sie sich, lösten ihre Hände langsam von den Ohren und klopften damit den Staub von ihren Kleidern ab. Lukas mußte niesen - einmal, zweimal und noch einmal. Vor und zwischen den Niesattacken aber krächzte er: "Hausstaub ... Allergie ... Kein Problem ... Geht gleich wieder!". Timmy fiel unterdess Derrik um den Hals und küßte ihm mit seinen ausgetrockneten Lippen die staubige Stirn: "Hurra, wir leben noch! Danke, Derrik, danke!". Derrik löste sich vorsichtig aus der Umklammerung und wischte sich ein wenig angeekelt über seinen leicht speichelbenetzten Haaransatz: "Ok, ok! Ist ja gut! Kein Grund, mich gleich so abzuschlecken. Spar Dir das für Deine Maus zuhause auf - also die vom PC, mein ich!".

Lukas Svensson bekam die kleinen Frötzeleien seiner Mitreisenden gar nicht mit. Er hatte sich inzwischen - mit der vom Boden aufgehobenen Taschenlampe dem matten Schein des aufgehenden Mondes folgend - zum durch die Detonation freigesprengten Bunkereingang begeben und ein wenig frische, relativ staubfreie Luft geschnappt. So stand er einige Sekunden völlig regungslos zwischen all dem Schutt und Staub, den die gewaltige Explosion zurückgelassen hatte und wirkte dabei unheimlich nachdenklich. Hinter sich hörte er dabei bereits die Schritte seiner Begleiter, die auf der Suche nach ihm langsam näherkamen. Timmy und Derrik stellten sich schließlich neben ihm auf und genossen tief lusftholend die wiedergewonnene Freiheit, während Lukas murmelte: "Das versteh ich nicht! Ich hab doch die ganze Zeit über genau mitgezählt ...". Timmy schaute den Ex-Inspektor fragend an: "Und was verstehst Du dabei nicht?". Lukas wischte sich mit dem Handrücken über die eingestaubte hohe Stirn: "Also eigentlich waren dem Countdown nach noch ganze 13 Sekunden übrig, als der Sprengsatz detonierte. Wie soll man sich das erklären?! Eine Spontanzündung?! Ist sowas denn bei einem so sicheren Sprengstoff wie C4 überhaupt möglich?". Statt einer Antwort aber ballte Derrik in seinem Rücken urplötzlich beide Fäuste und meinte wutschnaubend: "Aber klar doch! Dieses Schwein hat die Bombe vorzeitig ferngezündet. Und das nicht von irgendwoher, sondern ganz aus der Nähe. Der Mistkerl wollte ganz sicher sein, daß wir alle Drei auch wirklich draufgehen. Er kann noch gar nicht weit gekommen sein. Schließlich mußte er die Bunkertür ja auch persönlich von Hand verriegeln. Ich wette, der hockt irgendwo auf dem Gelände versteckt und wähnt sich nach seinem feigen Anschlag dort jetzt völlig sicher. Und genau das wird ihm nun zum Verhängnis werden, denn jetzt schnappen wir ihn uns!". Blitzschnell ergriff er die Taschenlampe aus Lukas Svenssons Hand und entschwand damit vor den verblüfften Augen seiner Teamkollegen raschen, entschlossenen Schrittes im schummrigen Gelände ...

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Samstag, 15. September 2012, 08:42

Episode 13: Tödliches Spiel

Einmal mehr hatte es Derrik Crawler in diesem Moment geschafft, Lukas Svensson zu überraschen. Der entschlossene junge Mann schien den Anschlag auf das Leben der Drei sogar noch persönlicher zu nehmen als der Ex-Inspektor selbst. Timmy und Lukas schauten sich völlig sprachlos an, dann folgten sie im Dunkel der anbrechenden Nacht ein wenig zögernd ihrem entschwundenen Kameraden. Nach etwa 800 Metern holten sie Derrik unmittelbar vorm Eingang zu einem anderen Bunker schließlich wieder ein. Er stand wie angewurzelt da und hielt die Taschenlampe in seiner Hand gesenkt, so daß sie lediglich einen Teil des sandigen Waldbodens ausleuchtete. Unmittelbar vor ihm aber war durch einen Spalt unter dem Eisentor jenes Bunkers ein weiterer Fetzen Licht zu erkennen, der ganz offensichtlich von dessen Innerem herrührte. Als Derrik das Eintreffen von Lukas und Tim bemerkte, drehte er sich langsam zu ihnen um, richtete den Lichtkegel der Taschenlampe einen Augenblick auf sein Gesicht aus und legte dabei symbolisch den Zeigefinger auf die Lippen. Dann knipste er seine Funzel aus und begab sich auf leisen Sohlen zum Eisentor. Dort angekommen aber öffnete er vorsichtig - wie in Zeitlupe - Millimeter um Millimeter eine im Tor eingearbeitete Wellblechtür. Als sie schließlich weit genug offenstand, schlüpfte er langsam hindurch. Lukas und Tim folgten ihm dabei in einigen Schritten Abstand. Im Innern des Bunkers war die Quelle des ominösen Lichts leicht ausgemacht. Es handelte sich um einen kleinen Nebenraum, aus dem in dieser Sekunde auch ein leises Pfeifen und Summen - wie aus dem Munde eines Mannes - an das Ohr der drei nächtlichen Besucher drang. Derrik, Lukas und Tim tasteten sich ganz dicht an der Wand entlang zum Eingang jenes Nebenraumes vor, wo Derrik schließlich vorsichtig um die Ecke spähte.

Inmitten des mit wenigen Einrichtungsgegenständen recht funktionell ausgestatteten Raumes saß ein älterer Mann mit militärischem Kurzhaarschnitt hinter einem Campingtisch auf einem Hocker und drehte - übers ganze Gesicht grinsend - verspielt ein kleines schwarzes Plastikkästchen in seiner rechten Hand, wobei er in unregelmäßigen Abständen mit ein paar schiefen Tönen die Melodie des Westernklassikers "Spiel mir das Lied vom Tod" vor sich her pfiff. Vor ihm auf dem Tisch lagen griffbereit zwei Waffen - ein alter Revolver und eine Pistole. Rechts von ihm befand sich in einer Ecke des Raumes eine große, hölzerne Munitionskiste, auf der ein Stapel Papiere verteilt lag. Daran lehnte - mit einem schmutzigen Tuch verhangen - offenbar ein Gemälde in seinem goldfarbenen Rahmen. Zur Linken Kowarnows hingegen war sich eine Art Notstromaggregat aufgestellt, an dessen beiden Kabeln mittels zweier Metallklemmen eine Schwarzlichtlampe angebracht war. Auf dem Aggregat aber stand jene Petroleumlampe, die dem ganzen Raume und seiner Umgebung den weithin sichtbaren flackernden Lichtschein bescherte.

Fürs erste hatte Derrik scheinbar genug gesehen. Er nahm den Kopf langsam ein wenig zurück und neigte ihn dann zu - dem neben ihm an die Wand gepreßt stehenden - Tim. Der Inspektor flüsterte Svenssons Schützling sekundenlang etwas ins Ohr, wobei Timmy hin und wieder nickte. Schließlich trat Derrik mit einem Male blitzschnell ins Licht des Eingangsbereichs des Nebenraumes und rief: "Iwan Iwanowitsch Kowarno, Du verdammter Dreckskerl! Wolltest uns alle Drei umbringen, wie?!". Ein paar Sekunden herrschte Schweigen im Raum. Dann meldete sich stammelnd eine männliche Stimme zu Wort, die Svensson vom Ende seines Junggesellenabends nur allzu vertraut vorkam: "Das ... das ... kann doch ... nicht sein. Ich ... ich hab doch ... extra ... ein paar Sekunden früher ... Der ganze Plan war doch ... todsicher!". Derrik Crawler ging nicht weiter auf die Worte Kowarnos ein, stattdessen brüllte er nur "Zugriff!" und stürzte sich dabei schnellen Schrittes und zuletzt mit einem kühnen Sprung über den Tisch hinweg auf den sichtlich überraschten Kowarno. Sein "Zugriff!" aber war anscheinend genau das zuvor mit Tim Hackerman abgesprochene Zeichen, denn im selben Moment war auch der losgelaufen und hatte die beiden - beim Sprunge Crawlers mitsamt dem Campingtisch zu Boden gegangenen - Handfeuerwaffen ergriffen. Und während sich Derrik und Kowarno im wilden Handgemenge noch auf dem staubigen Betonboden sühlten, übergab Timmy den Trommelrevolver und die Pistole vom Typ Makarow an den inzwischen ebenfalls eingetretenen Svensson. Im Umgang mit Waffen noch bestens geübt hielt der Ex-Inspektor die bereits entsicherte Pisole in die Luft und drückte ab. Ein dumpfer Knall, der innerhalb der Räumlichkeiten noch mehrfach gespenstisch wiederhallte, löste sich und ließ mit durchschlagendem Erfolg ein wenig Betobstaub von der Decke rieseln.

Das Menschenknäul am Boden ließ angesichts des Schusses erschrocken voneinander ab. Und während Derrik aufsprang und ein paar Schritte zurücktrat, so daß er schließlich neben Svensson zu stehen kam, blieb Iwan Kowarno zunächst einmal völlig regungslos auf dem Rücken liegen. Lukas übergab die Makarow an Derrik und spannte nun den Hahn des Revolvers. Dabei blitzten seine Augen wutentbrannt auf, während er brüllte: "Los, ganz langsam hoch mit Dir, Du Mistkerl! Und die Hände schön über dem Kopf, wo ich sie sehen kann! Zwing mich nicht, Dir eins überzubrennen". Und als Kowarno dann endlich wieder auf seinen Beinen stand, ergänzte Svensson: "Und jetzt: Gesicht und Hände an die Wand und Beine auseinander!". Der Russe tat wie ihm geheißen. Und während Lukas und Derrik von links und rechts mit den Waffen im Anschlag sicherten, klopfte Timmy auf Geheiß Derriks Kowarnos Kleidung von unten nach oben nach weiteren versteckten Waffen ab. Dabei kamen an seinem Gürtel zwei Handgranaten, sowie im linken Stiefel versteckt eine Art Wurfmesser zum Vorschein, welche Timmy nach beendeter Leibesvisitation umgehend an Derrik weiterreichte. Lukas befahl Kowarno, sich langsam umzudrehen, dann schaute er ihm tief in die Augen und brüllte schließlich: "Was hast Du mit meiner Yelena gemacht, Du Hund, Du? Wo ist sie?". Ein dreckiges Grinsen huschte über Kowarnos Gesicht: "Deine Yelena?! Sie war, ist und bleibt meine Frau - im Leben wie im Tode! Und wenn Du glaubst, ich verrat Dir, wo ich sie gelassen habe, nur weil Du hier einen auf John Wayne für Arme machst, dann bist Du noch dümmer als ich dachte!". Dem eiskalten Blick Kowarnos entnahm Lukas Svensson, daß es dem Russen mit dem Gesagten ziemlich ernst war. Und mit einfachen Mitteln war ein so gut ausgebildeter, ehemaliger KGB-Spitzenagent sicher nicht zu knacken. Die Situation schrie förmlich nach unkonventionellen Methoden - und Lukas war dabei in seiner puren Verzweiflung durchaus zum Äußersten entschlossen. So ließ er durch Timmy den Hocker und den Campingtisch wieder aufstellen und befahl Kowarno dann, sich zu setzen.

Nur zögerlich war der Russe der Aufforderung nachgekommen, wobei er durch ununterbrochenen Blickkontakt zu Svensson versuchte, dessen Gedankengänge irgendwie zu entschlüsseln. Allein der starre, kalte Blick des Ex-Inspektors machte dies vollkommen unmöglich. Was um alles in der Welt hatte der nur mit ihm vor? Svensson hob seine Hand mit dem Revolver deutlich sichtbar in die Luft: "Ein Nagant M1895! Beeindruckend! Ein Trommelrevolver, wie man ihn hier in der ehemaligen Sowjetarmee vor allem im zweiten Weltkrieg verwendete. 7 Schuß Munition, in der Ausführung Single Action mit Spannhahn und separatem Abzug. Im Gegensatz zu vielen anderen Revolvern muß man bei dem hier erst eine Ladeklappe an der rechten Seite der Trommel öffnen, um dann die Patronen Stück um Stück einzeln einzuführen oder aber zu entnehmen, so wie ich es jetzt tue ...". Damit öffnete er besagte Ladeklappe und beförderte unter ständigem leichten Drehen der Trommel mit sichtlicher Gleichgültigkeit Patrone für Patrone laut mitzählend zu Tage: "1 ... 2 ... 3 ... 4 ... 5 ... 6 ... und 7!". Anschließend bewegte er die Hand, in der er die Patronen hielt, mehrmals auf und ab, wobei ein leichtes metallisches Klimpern den Raum durchdrang. Lukas' Mundwinkel begannen, dämonisch zu zucken, während er sechs der Patronen in seinem Mantel verschwinden ließ und die in seiner Hand verbliebene siebte zwischen Daumen und Zeigefinger ins Licht hielt: "Und die stecken wir jetzt rasch wieder ins Trömmelchen zurück!". Damit bewegte er die aufblitzende Patrone wieder auf den Revolver zu. Er ließ das scharfe Geschoß in seine Handfläche gleiten, bewegte das Ganze von hinten an die Revolvertrommel heran und drückte schließlich von oben leicht mit dem Daumen dagegen. Dann schloß er die Ladeklappe des Revolvers wieder und drehte anschließend kräftig an der Trommel, die sich für einen Moment surrend im Kreise bewegte, bevor sie schließlich leise klickend in einer bestimmten Position verharrte.

Svensson senkte die Hand, in der er den Revolver hielt, noch einmal für einen Moment und griff gleichzeitig mit der anderen Hand in seine Manteltasche, aus der er nur Sekunden später das - ihm von Freakadelly mitgegebene - Diktiergerät zutage beförderte. Dabei rutschte ihm auch eine Art zusammengeknülltes Papier mit aus der Manteltasche heraus und segelte - von allen vier Anwesenden in der deutlich angespannten Situation völlig unbemerkt - lautlos auf den staubigen Betonboden des Bunkers herab. Lukas Svensson aber trat ein paar Schritte vor, legte den "Digital Pocket Dictator" vor Kowarnos leicht verstörten Gesicht auf dem Campingtisch ab und drückte die Aufnahmetaste. Dabei grinste er erneut und sprach: "Sie haben ja sicher nichts dagegen, wenn ich unsere nette, kleine Unterhaltung für die Ohren der Nachwelt konserviere, oder?! Ok, dann kann es ja losgehen! Wir spielen jetzt ein schönes altes Spiel aus Ihrer Heimat, Kowarno! Russisches Roulette! Die allgemeinen Regeln darf ich wohl als bekannt voraussetzen! Immer wenn Sie an der Reihe sind, stelle ich Ihnen außerdem eine Frage, die Sie wahrheitsgetreu beantworten müssen. Bin ich mit Ihrer Antwort zufrieden, dürfen sie den Lauf der Waffe zur Decke richten, bevor sie abdrücken. Wenn nicht, bleibt der Lauf an der Schläfe. Das Spiel endet einzig und allein mit dem Tod von einem von uns beiden! Und Sie haben die Ehre, beginnen zu dürfen!". Damit überreichte er dem vor ihm sitzenden Russen ohne mit der Wimper zu zucken den Revolver. Der bis dato erstarrt zuschauende Tim wollte Svensson von seinem irrsinnigen Vorhaben abhalten, doch Lukas schubste ihn unsanft von sich und sprach entschlossen: "Laß mich! Ohne Yelena hab ich jezt und hier schließlich eh nichts mehr zu verlieren! Du und Derrik, Ihr Zwei haltet Euch da raus, verstanden?! Das ist eine Sache allein zwischen mir und dem Iwan da!".

Kowarno schaute Svensson entgeistert an, dann ergriff er den Lauf des Revolvers und führte ihn mit dem Finger am Abzug langsam zur rechten Schläfe. Iwan Kowarno war zeitlebens ein Spieler gewesen. Und so ließ er sich auch auf jenes tödliche Spiel ein, zumal seine Chancen beim ersten Schuß eh noch am besten standen. Svensson aber stellte seine erste Frage: "Wer war die tote Frau im Bunker vorhin?". Kowarno grinste, denn diese Antwort fiel ihm nicht schwer: "Sie war ein Nichts, ein Niemand. Ihr Name war Katja, und sie hatte es verdient zu sterben. Das dumme Ding wurde einfach zu aufmüpfig. Andauernd quatschte sie von Hochzeit und höhrerer Beteiligung am Gewinn unserer gemeinsamen Aktion. Sie mischte sich in alles ein, glaubte, sie hätte das Recht auf eine eigene Meinung. Gemeckert hat sie die ganze Zeit über wie eine Ziege. Wissen Sie, Svensson, als ich ein Kind war, da hatten meine Eltern auf ihrem Hof mal ein ähnlich freches Zicklein. Das hat auch nur gemeckert, den ganzen lieben langen Tag. Und irgendwann hatte ich genug von dem blöden Vieh und hab ihm mit einem Spaten den Schädel gespalten. Dann war endlich Ruhe! Und so war es bei dieser Katja auch! Eine himmlische Ruhe kehrte ein, als sie so hingestreckt am Boden lag". Kowarno grinste zufrieden, während Tim im Hintergrund sichtlich angewidert den Kopf schüttelte. Lukas jedoch verzog keine Miene. Der Russe hob unterdess leicht verunsichert den Revolver nach oben und drückte ab. Es klickte kurz, die Trommel bewegte sich um eine Position weiter, und der Revolver wechselte zu Svensson.

Der Ex-Inspektor nahm ihn, legte sich den kalten Lauf an die Schläfe, spannte den Hahn und drückte - ohne zu zögern - ebenfalls ab. Wieder ein Klick! Dann übergab Svensson die Waffe erneut an Kowarno. Eine einzelne Schweißperle meldete sich auf dessen Stirn, als er den Lauf erneut seiner Schläfe näherte. Auch er spannte den Hahn wieder und wartete dann mit dem Finger am Abzug auf Svenssons Frage. Die kam prompt wie aus der Pistole geschossen: "Worum ging es bei der Flugzeugentführung wirklich?". Kowarno antwortete unmittelbar: "Ich wollte meine Frau nach Hause holen, heim ins Russische Reich, da wo sie und ich hingehören, wiedervereinigt bis in den Tod und darüber hinaus!". Svensson schüttelte den Kopf: "Keine ehrliche Antwort, vielmehr eine Beleidigung meiner Intelligenz, mein Lieber. Kein Freischuß für Sie! Also los, drücken Sie ab!". Die Schweißperle auf Kowarnos Stirn bekam Gesellschaft. Dennoch drückte er letztlich den Abzug herunter. Wieder ein Klicken, aber kein Schuß! Erleichtert atmete der Russe aus. Er wischte sich mit dem Jackenärmel über die schweißige Stirn, dann übergab er die Waffe an Lukas Svensson.

Der übernahm erneut ohne eine Spur von Erregung oder Zittern. Gelassen legte er den Lauf an die Schläfe, spannte den Hahn und drückte ab - alles in einem Atemzug. Ein erneutes Klicken ohne lautes Nebengeräusch kündete auch diesmal vom glücklichen Ausgang des Spielzugs. Wieder wanderte der Revolver zu Kowarno. Der legte langsam mit zittriger Hand an und spannte zögernd den Hahn. Lukas aber sprach: "So, die Hälfte des Spiels liegt hinter uns. Ist doch ganz interessant, oder?! Meine nächste Frage: Was wollen Sie eigentlich von Yelena? Und kommen Sie mir nicht wieder mit einer dieser billigen Ausreden wie eben!". Kowarno zögerte einen Moment. Dann bemühte er sich sichtlich um sein verlorengegangenes lässiges Grinsen und sprach: "Ich brauchte ihre beruflichen Fähigkeiten!". Svensson schaute skeptisch: "Berufliche Fähigkeiten? Wollten Sie in ihrem Bunker hier Frühjahrsputz machen, oder was soll diese dämliche Antwort?". Kowarno schüttelte aufgeregt den Kopf hin und her: "Das ist die Wahrheit! Denken Sie, meine Yelena war schon immer eine billige Putze gewesen. Nein! Wenn die früher hier mit mir zusammen etwas abgestaubt hat, denn waren das weltberühmte und längst verlorengeglaubte Meisterwerke. Ja, Leutnant Yelena Kowarnowa war nicht nur meine Ehefrau sondern auch die unumstrittene Königin der Kunstexperten im Schatten des sowjetischen Geheimdiensts. Erst nach ihrer Flucht in Ihr degeneriertes Königreich hat sie sich als Raumpflegerin völlig unter Wert verkauft". Man konnte nur erahnen, was bei dieser Erkenntnis wohl in Lukas Svensson vorgehen mochte, denn äußerlich blieb er auch jetzt völlig gelassen. Nur sein Blick ging kurz zur Decke als Zeichen, daß ihm Kowarnos Antwort genügte. Wieder erhob der Russe die Waffe nach oben und drückte erleichtert ab. Ein Klick, dann war Lukas am Zug.

Der verzog auch diesmal keine Miene, legte an und drückte ab. Klick! Sein Gesicht aber zeigte erneut ein teuflisches Grinsen, als er Kowarno die Waffe entgegenstreckte: "Tja, 6 von 7! Scheint heute nicht Ihr Glückstag zu sein, Kowarno! Bleibt Ihnen nur zu hoffen, daß mich Ihre letzte Antwort überzeugen kann!". Dem Angesprochenen rann der Schweiß mittlerweile aus sämtlichen Poren. Alles in ihm sträubte sich dagegen und dennoch führte er schließlich den Lauf des Revolvers ein letztes Mal zur schweißgebadeten Stirn. Mit dem zitternden Finger am Abzug erwartete er die alles entscheidende Frage, die der Ex-Inspektor in diesem Moment stellte: "Wo ist Yelena?". Die blanke Todesangst und der scheinbar wahnsinnig gewordene Svensson vor ihm brachten den einst so mächtigen und selbstgefälligen Russen ins Stottern: "Sie ... sie sind ja ... verrückt ge ... geworden! Ok .. ok! Ich sa ... sag Ihnen ja alles, was Sie ... Sie wissen wollen! ... Sogar wer mei ... mein Hintermann bei Ihnen im Ya ... Yard ist! Ja, Sie haben richtig ge ... gehört! Oder denken Sie ... Sie, ich ha ... hab das hier ganz allein ab ... abgezogen?". Svensson beugte sich ein wenig nach vorn und hakte nach: "Sie meinen, in den Diebstahl des Munch-Gemäldes ist einer meiner Exkollegen involviert?". Kowarno begann, wie ein Irrer mit dem Kopf zu schütteln: "Gemälde?! Gemälde, Blödsinn! Der ganze 'Blaue Schrei' ist doch nur eine einzige Fälschung. Was dahintersteckt, darum geht es! Es geht um etwas viel, viel Größeres! Und ja, es gibt einen Falschspieler in Ihren Reihen! Doch bevor ich Ihnen sage, wer es ist, darf ich da erstmal bitte diesen verdammten Revolver weglegen ...". Lukas nickte. Kowarno ließ die Waffe sinken und richtete sie dabei unwillkürlich auf Svensson. Ein Schuß durchbrach die angespannte Stille, und sein Echo hallte im Bunkerinnern deutlich nach.

Im nächsten Moment sank Kowarno mit blutender Brust zu Boden. Lukas Svensson blickte sich erschrocken um, und sah Derrik Crawler mit weit aufgerissenen Augen erstarrt mitten im Raum stehen, die Pistole im Anschlag, aus deren Mündung es noch dampfte. Dabei stammelte der Inspektor: "Aber, aber, er hat doch die Waffe auf Dich ... Was sollte ich denn tun? Ich dachte, er bringt Dich um!". Tränen schossen augenblicklich in Lukas Svenssons Augen, und verzweifelt schrie er Crawler an: "Mich umbringen? Aber womit denn? Ich hab doch nur geblüfft, Du Unglücksrabe. Da war doch gar keine Patrone in der Trommel. Ich hab ja nur so getan, als ob ich sie wieder reintue!". Mit diesen Worten aber wandte er sich von Derrik ab und stürzte sich auf den am Boden liegenden, röchelnden Kowarno, aus dessen linker Brust schwallweise das Blut herausschoß. Svensson rollte Kowarnos Hemd nach oben, so daß die zerschossene und stark behaarte Brust nun völlig freilag. Dann drückte er mit einer Handfläche auf die offene Wunde und packte den Sterbenden mit der anderen Hand am Hemdskragen und schrie verzweifelt: "Sag mir, wo Yelena ist! Tu wenigstens am Ende Deines erbärmlichen Verbrecherdaseins noch einmal etwas Anständiges und rette ihr Leben! Wenn Du sie auch nur für eine Sekunde wirklich je geliebt hast, dann sag mir, wohin sie von Dir und Deinen Leuten verschleppt wurde!". Kowarnos Lippen öffneten sich einen Spalt breit, und als Lukas sein Ohr ganz dicht davor postiert hatte, flüsterte er: "Fahrt ... Fahrt zur ...". Lukas rief aufgeregt: "Ja, wohin! Komm schon, sag mir, wohin wir fahren sollen!". Kowarno aber hauchte mit letzter Kraft: "Fahrt zur ... Fahrt zur ... Hölle". Ein letztes Mal atmete Iwan Kowarno geräuschvoll ein und aus, dann fiel sein ganzer Körper erschlafft in sich zusammen.

Lukas Svensson kauerte bewegungsunfähig neben dem Sterbenden, sein Blick aber richtete sich gen Himmel, und seinem sich dabei weit öffnenden Mund entfuhr ein aus tiefster Seelennot herausgeschrienes "Neeiin!". Dieser Lump, der sich hier zu seinen Füßen mit einer Kugel in der Brust so feige aus dem Staub zu machen versuchte, war schließlich seine einzig verbliebene Spur zu Yelena gewesen - seine letzte Hoffnung, an die sich der Ex-Inspektor innerlich genauso fest klammerte, wie es seine Hände im Moment am Kragen des Hemdes des soeben dahingeschiedenen Russen taten. Nein, so durfte das Ganze nicht enden! Er mußte Kowarno zurückholen, damit der doch noch ausspuckte, was er über Yelenas Aufenthaltsort wußte. Svenssons Blick durchkämmte aufgeregt den ganzen Bunkerraum und blieb schließlich bei dem Notstromaggregat haften. Mit dem Mut der Verzweiflung sprang er auf und schleifte den leblosen Körpers Iwan Kowarnos weiterhin fest am Kragen gepackt mit sich zu dem Elektrokasten hin. Dort angekommen löste er zunächst seinen Griff vom Hemd des Russen und dann die Klemmen der beiden Kabelenden von der angebrachten Schwarzlichtlampe. Er nahm je eines der Kabel in seine beiden Hände, dann rief er aufgeregt Derrik Crawler zu sich und befahl ihm, den Spannungsregler am Aggregat auf das Maximum hochzudrehen. Derrik tat, wie ihm geheißen, und die Nadel der Anzeige sprang dabei vor seinen Augen von 220 auf 360 Volt. Zitternd führte der Ex-Inspektor für einen Moment die Klemmen der Kabel ganz nahe zusammen, wobei unter leisem Surren deutlich sichtbar ein greller Funke übersprang. Dann beugte sich Svensson wieder über den am Boden liegenden Verstorbenen und führte die Kabel mit ihren Klemmen an jeweils eine der freiliegenden Brustwarzen Kowarnos. Beim Zusammentreffen der Klemmen mit dem leblosen Körper bäumte sich dieser für eine Sekunde zuckend auf, allerdings nur, um gleich danach wieder in völliger Erstarrung im Staube des kühlen Bunkerbodens zu verharren. Svensson wartete einige Sekunden, wobei er hoffte und betete, daß das Leben nur für einen Augenblick noch einmal in den Körper des elenden Dreckskerls zurückkehrte - eben nur solange, bis Kowarno das preisgab, was er unbedingt wissen mußte. Aber nichts dergleichen geschah. Ein zweites und ein drittes Mal wiederholte Lukas die verzweifelte Reanimation Kowarnos, bis Derrik schließlich von hinten an ihn herantrat und ihn mit einem festen Griff am linken Arm von der weiteren Fortsetzung seines sinnlosen Unterfangens zurückhielt.

Es half alles nichts. Iwan Kowarno war und blieb tot. Und die Information über das Versteck Yelenas hatte er dabei wohl unwiderbringlich mit sich ins Grab genommen. Schulterzuckend schauten sich Tim und Derrik in die Augen. Lukas aber löste sich aus Derriks Griff, und sank stattdessen entmutigt und entkräftet zu Boden, während er mit tränendurchtränkter Stimme schluchzte: "Jetzt ist alles aus, und meine Yelena ist endgültig verloren. Oh, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?!" ...

[Wird fortgesetzt]

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14

Samstag, 15. September 2012, 08:43

Episode 14: Allein in der Dunkelheit

Irgendwo an einem anderen Ort unterhalb der Erdoberfläche, inmitten eines dunklen Kellergewölbes, in das nur eine einzelne, auf dem Betonboden stehende Kerze ihr fahles, flackerndes Licht warf, durchbrach etwa zu gleicher Zeit ein flaches Atmen die bis dahin geradezu gespenstische Stille. Es war Yelena, die hier nur langsam zu sich kam. Der Boden schien unter ihren Füßen zu schwanken, als sie nach einigen Sekunden wie in Zeitlupe versuchte, ihren bleischwer erscheinenden Körper von seinem kühlen Grunde zu erheben. Doch es war weniger der steinerne Boden des schummrigen Gemäuers, in dem sie sich befand, als vielmehr ihr in den letzten Stunden und Tagen immer wieder mit kleinen Dosen des starken Beruhigungsmittels Airethin betäubter Leib, der da schwankte und nach zwei, drei Schritten erneut zu Boden ging. Mit zittriger Hand stützte sie sich im Zusammensinken an einer der feuchten, geteerten Kellerwände ab, die im Zusammenspiel mit der stark verbrauchten Luft im Raum einen modrigen Geruch erzeugten. Das klare Denken fiel Yelena in diesem Moment ähnlich schwer wie das Atmen. Und dennoch kreisten in ihrem Kopf von der Sekunde ihres Erwachens an immer wieder zwei einzelne Gedanken: "Lebendig begraben" und "Lukas, Hilfe!". Letzterer Gedanke gepaart mit ihrem unerschütterlichen Glauben hatte sie in den qualvollen Stunden ihrer Entführung immer wieder am Leben gehalten. Sie hoffte und harrte auf ihren Lukas - ihren Mann, dessen starke Arme sie aus der Umklammerung des Bösen herausreißen und sie an der Schwelle des Todes mit sich zurück ins Leben ziehen würden.

Langsam ließ in ihrem Körper die Wirkung des Betäubungsmittels nach, welches ihr nach dem plötzlichen Ableben von Kowarnows neuer Lebensgefährtin - der Krankenschwester Katja - regelmäßig in vermutlich viel zu hoher, unsachgemäßer Dosierung von dem ekelhaften, schmierigen Rohling Boris gespritzt worden war. Yelena erhob ihren gedankenversunkenen Blick und schaute sich im Kellerinnern vorsichtig um. In jeder der vier Himmelsrichtungen begrenzte eine fensterlose, pechschwarze Wand den nahezu kahlen Raum. Nur an der ihr gegenüberliegenden Wand war ein Metallregal mit drei Holzbrettablagen angebracht, auf denen sich allerlei Krimskrams befand, unter anderem auch mehrere leere Wasserflaschen. Daneben war in die Wand eine rostige Stahltür eingelassen. Yelena erinnerte sich, daß Boris vorhin - nachdem er ihren Leib auf dem Kellerboden abgelegt und ihr nochmals eine kleine Dosis Airethin in ihren zuvor entblößten Hintern gespritzt hatte - eben jene Tür öffnete, hinter der eine lange Steintreppe nach oben ans Tageslicht zu führen schien. Im Gehen warf er dabei noch einmal einen Blick zurück und meinte ekelhaft grinsend: "Ach übrigens, süßes Fahrgestellchen für Dein Alter hast Du da. Ich besorg uns jetzt rasch ein kleines Abendmahl und dann mach ich in Abwesenheit von Deinem Ex bei Dir erstmal eine ausgiebige Probefahrt, mein zartes Täubchen!". Damit war er verschwunden und hatte die Stahltür von außen wieder fest und hermetisch verriegelt.

Ein kalter Schauer lief der auf dem Boden hockenden Yelena über den leicht gekrümmten Rücken, als sie an die Worte und Blicke dieses Widerlings dachte. Und dennoch sehnte sie sich irgendwie nach seiner Rückkehr, jetzt da ihre Mundhöhle aufgrund mangelnder Flüssigkeitszufuhr immer trockener wurde und ihr Atem als eine Nebenwirkung der offensichtlichen Airethin-Überdosierung immer öfter ins Stocken zu geraten drohte. Und als sei all dies nicht schon schrecklich genug für die leidgeprüfte Frau, erlosch just in diesem Moment auch noch das Licht der heruntergebrannten Kerze ...

[Wird fortgesetzt]

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